Bereits seit letztem Jahr ist klar, dass wir die 3-Prozent-Marke beim Budgetdefizit durchbrechen. Das Ganze kommt aber nicht von ungefähr, meint unser Vorsitzender Dr. Hannes Grünbichler. Als Ökonom warnt er schon länger davor, dass unsere Pensionen und Gehälter sprichwörtlich miteinander „kommunizierende Gefäße“ sind. Spätestens seit Verkündung der Budgetdaten wissen wir, dass wir uns darum kümmern müssen, weil dies auch eine budgetrelevante Tatsache ist.
Auf X merkt er dazu zum Beispiel an:

Wenn von der Logik, dass die Aktiven zumindest genauso hohe Lohnabschlüsse bekommen müssen, wie die Pensionist:innen (damit die Pensionen und unser soziales Sicherungssystem gesichert bleiben) abgegangen wird, erhöht das die Notwendigkeit staatlicher Zuzahlungen zum öffentlichen Pensionssystem.

Das hat gravierende Folgen. Warum? Jetzt gehen die Babyboomer in Pension und wir versuchen in den nächsten 5 bis 7 Jahren gerade unser Budgetdefizit von -4,7 Prozent auf -3 Prozent zu drücken. In einem ersten Schritt werden dafür gerade Sparpakete in Höhe von 6,39 Mrd. 2025 und 8,7 Mrd. 2026 geschnürt. Ein ÜD-Verfahren ist also nicht mehr vermeidbar, ansonsten müssten wir heuer 12,5 Mrd. einsparen, was mit einem notwendigen Puffer einem Sparpaket nur für 2025 von etwa 17 Mrd. entsprechen würde.

Grünbichler meint:

Ja, hier halte ich die Pensionen natürlich auch für ein Problem und ich würde es nicht als Desinformation bezeichnen. Fakt ist nun mal, 1. dass in den letzen Jahren die Erhöhung der Durchschnittslöhne der Erhöhung der Durchschnittspensionen hinterherhinken, und 2. die Boomer gerade in Pension gehen. Zum zweiten Mal in Folge gehörten die Pensionisten zu denjenigen, die sich über die stärksten Einkommenserhöhungen freuen konnten: Plus 4,6 Prozent auf alle Pensionen im Jänner 2025. Rechnet man jetzt die Erhöhungen für die Jahre 2024 und 2025 zusammen, schieben sich die Pensionisten an die Spitze der Tabelle: ein Plus 14,75 Prozent in zwei Jahren. Die Einkommenserhöhungen der Beschäftigen blieben aber darunter. Der Vergleich ist deswegen relevant, weil Österreich sein Pensionssystem auf dem Umlageverfahren aufbaut, sodass der Löwenanteil der Pensionen aus den Beiträgen der Erwerbstätigen finanziert wird. Wenn nun die Einkommen der Erwerbstätigen langsamer wachsen, wachsen auch die Beitragseinnahmen der gesetzlichen Pensionsversicherung langsamer als die Leistungen, die bezahlt werden müssen. Damit wird die Differenz größer, die mit Steuermitteln geschlossen werden muss.
Jetzt muss man kein Pensionsexperte sein, um zu verstehen: Die Entwicklung der Pensionen darf der Entwicklung der Löhne und Gehälter nicht davonlaufen! Auch wenn es sich hier nur nur um einen Betrachtungszeitraum von zwei Jahren handelt: Ein gutes Pensionssystem lebt nun mal davon, die gerechtfertigten Interessen der Leistungsbezieher mit den gleichermaßen gerechtfertigten Interessen der Beitragszahler auszubalancieren. Die Frage wird also sein, wie wir damit umgehen, weil wir auch die Arbeitseinkommen im Blick behalten müssen und wir uns bereits um die Exportindustrie Sorgen machen.

Aber auch das ist schon länger bekannt. Grünbichler führt weitere fünf Punkte auf X an, die seiner Meinung nach maßgeblich für die Budgetmisere sind, sowohl direkt oder auch indirekt:

Geschuldet waren die hohen Gehaltsabschlüsse im Vergleich zu anderen Ländern aber den deutlich höheren Inflationsraten. Diese hohen Inflationsraten zuzulassen war von Beginn an falsch und ist ein Grund unserer Misere,

meint er auf Nachfrage und

das Problem ist vielmehr, dass Österreichs exportlastige Industrie weiter an Wettbewerbsfähigkeit verliert aufgrund der stark gestiegenen Lohnstückkosten. Bei diesen lagen wir im Jahr 2019/2020 um acht Prozent über dem Euroraum, bis 2027 wird dieser Abstand laut ÖNB auf 21 Prozent steigen. Währenddessen üben sich die Deutschen seit Jahren in Lohnzurückhaltung und so liegen ihre Kosten einige Prozente unter dem Euroraum. Dabei ist der Anstieg der Differenz das eigentliche Problem.

Dies alles wird gerade durch die Budgetdaten bestätigt. Es ist also nichts, was wir nicht gewusst hätten. Die realen Auswirken werden sich aber erst später zeigen, auch im Schulbereich. Warum? Die meisten Maßnahmen im Regierungsprogramm des Bildungskapitels stehen unter Budgetvorbehalt. Und Geld ist keines vorhanden. Das ist klar. Und trotzdem kann man Bildungsbereich auch einiges machen, das nichts kostet. Bleiben wir also zunächst positiv.