Bei Kindern der Volksschule und der Mittelstufe zeigt sich ein exponentielles Wachstum der Fälle seit der Öffnung der Schulen. Reichen die Schutzmaßnahmen in den Schulen angesichts der Zahlen? Die „Nasenbohrertests“ finden weniger Infizierte als
die AGES ins System einmeldet. Motor der Steigerung – die britische Mutation. Sie bringt mehr
Infektionen, darüber hinaus schwere Verläufe auch bei Kindern und eine Zunahme der Fälle mit Langzeitfolgen.
von Hannes Grünbichler und Peter Steiner
Ö??/?????-?? ?????????? die Infektionszahlen für die Schulen jetzt ?ö????????? und genau. Hier die zweite Zwischen-Analyse (seit dem Ende der
Semesterferien).
Ein Wochenvergleich mit den aktuellen AGES-Daten (vgl. Tabelle) der relevanten Altersgruppen an den Schulen (https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/coronavirus/ ) zeigt folgendes Bild:
Bei den Fünf- bis 14-jährigen gibt es eine Fall-Zunahme von 34 % in Kalenderwoche 8 und von etwa 50 % in KW 7. Das bedeutet bereits ein exponentielles Wachstum, mit einer
durchschnittlichen Tageszunahme zwischen 5 % (KW8) und 7 % (KW7). Die Verdoppelungszeit beträgt zwischen 10 und 14 Tagen. D. h. am 15. März könnte die Inzidenz bereits 400 betragen. Das Wachstum
ist generell in dieser Altersgruppe am höchsten und könnte auf eine stärkere Verbreitung einer der infektiöseren SARS-CoV-2-Varianten hindeuten (AGES Studie: https://www.ages.at/…/sars-cov-2-varianten-in-oesterreich/).
Eine Infektion mit der britischen Variante dauert im Schnitt um fünf Tage länger, nämlich etwas mehr als 13 Tage. Demnach ist diese neue CoV-Variante nicht ansteckender, weil
Infizierte höhere Viruslasten haben, sondern weil sie über einen längeren Zeitraum relativ hohe Viruslasten mit sich tragen. Die Ursache ist also nicht die Menge der Viren, sondern die Anzahl der
Tage, an denen Betroffene ansteckend sind. Betroffene geben das Virus über längere Zeit weiter und infizieren damit mehr Menschen in ihrer Umgebung (Havard-Studie: https://dash.harvard.edu/…/B117Trajectories_10Feb2021.pdf). Eine Absonderung der Infizierten müsste
also bereits bei Verdacht und für etwa zwei Wochen erfolgen.
Auch Jüngere erkranken bei dieser Variante schwerer und es mehren sich die Hinweise, dass mindestens 10 % aller SARS-CoV-2-Infizierten an „Long Covid“-Symptomen leiden
(NDR-Bericht: https://www.ndr.de/…/Long-Covid-Corona-Langzeitfolgen…). Das ist nicht
nichts.
Die stark steigenden Zahlen in dieser Altersgruppe könnten darauf hinweisen, dass die Schutzmaßnahmen in den Kindergärten und in den Schulen, vor allem in
der Primar- und Sekundarstufe I, nicht ausreichen.
Es gibt auch zarte Hinweise, dass die Fünf- bis 14-jährigen SARS-CoV-2 an ihre Eltern weitergeben: Die Inzidenz bei den 35- bis 44-jährigen beträgt aktuell 197,8. Im Vergleich zur Vorwoche lag
diese noch bei 157,2. Ein Indiz, dass die neue CoV-Variante sich über die Kindergärten und Schulen in die Haushalte verteilt und so eine breitere Bevölkerungsschicht erreicht.
Die Schul-„Gurgelstudie“ wird zeigen, wie stark das Infektionsgeschehen wirklich ist und Rückschlüsse auf das schulische Umfeld geben. Des Weiteren wird sie untersuchen, wie verbreitet die
einzelnen Varianten sind.
In den Oberstufen beträgt der Tagesanstieg derzeit knapp 3 %. Das liegt im Trend und lässt noch keine gesicherte Aussage zu. Hier könnten die Präventionsmaßnahmen in den Schulen
ausreichen. Eine Verdoppelung der Fallzahlen dürfte aber zu Beginn der Osterferien eintreten. Auffällig ist und bleibt, dass die „Nasenbohrertests“ weniger Infizierte finden als die AGES ins
System einmeldet.
Der effektive R-Wert stieg in der letzten Woche bereits auf 1,11. Dieser effektive Reproduktionswert des Coronavirus bildet Trends ab und bezieht sich auf ein Infektionsgeschehen, das etwas
länger zurückliegt. Er schätzt, wie viel Personen ein Infizierter ansteckt. Modellierungsstudien zeigen, dass dieser Wert meist etwas unterschätzt wird.
Wenn die neuen Varianten bereits heute dominieren, wird der R-Wert bei gleichen Maßnahmen nicht mehr knapp über 1 sein, sondern wird bereits 1,4 oder mehr betragen. Und die Saisonalität wird
diesen Wert nur um bis zu 20 % sinken lassen, also der R-Wert wird auch dann noch immer über 1 liegen, wenn es wärmer wird.
Fazit: An den Schulen werden uns die Maßnahmen noch länger begleiten.
[HG]
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