Viele Baustellen gibt es im österreichischen Bildungssystem. Wobei der Elementarbereich wohl den größten Nachholbedarf aufweist. Es ist heute kein Geheimnis mehr, dass die wichtigste und
wirkungsvollste Bildungsförderung für die Kinder vor dem eigentlichen Schulbeginn erfolgt. Erfolgen sollte, korrekt ausgedrückt….
Die Forderungen der Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen sind seit vielen Jahren immer die gleichen. Die Politik reagiert darauf nur halbherzig zurückhaltend – wenn überhaupt. Es geht
kaum etwas weiter im elementaren Bildungswesen, der „Entwicklungsrückstand“ Österreichs im Vergleich zu den anderen Mitgliedsstaaten der EU nimmt ständig zu.
Die zentralen Forderungen:
Mehr Raum, mehr Personal, kleinere Gruppen
Benötigt wird mehr Raum, kleinere Gruppen und mehr, viel mehr Pädagoginnen und Pädagogen. Maximal für sieben bis acht Kinder, statt für 16 bis 25 Kinder sollte eine Pädagogin, ein Pädagoge
zuständig sein. Bei den Kleinsten sollte die Gruppengröße nur drei pro Betreuungsperson sein. Aktuell wären deshalb doppelt so viel Pädagoginnen und Pädagogen in der Elementarbildung notwendig,
als vorhanden. Ändert sich aber nichts an den suboptimalen Rahmenbedingungen und der zu geringe Bezahlung, wird sich am aktuell herrschenden Mangel an pädagogischem Personal in den Kindergärten
sicher nichts ändern. Eine Verdoppelung des Personalstandes ist unter diesen Voraussetzungen realitätsfremdes Wunschdenken.
Akademisierung des Berufsstandes Elementarpädagogik
Die Aufwertung der Ausbildung, also die Akademisierung der Elementarpädagoginnen und -pädagogen ist ein Kernanliegen der Berufsvertretung. Eine Akademisierung würde auch dem internationalen
Standard entsprechen. Österreich ist das letzte Land in der EU, das ihr pädagogisches Personal in der Elementarstufe nicht auf akademischem Niveau ausbildet. Dass seit Herbstsemester 2018 an zehn
Pädagogischen Hochschulen (PH) das Bachelorstudium Elementarpädagogik angeboten wird, ändert de facto nichts daran, dass der allergrößte Teil der im Kindergarten beschäftigten Pädagoginnen und
Pädagogen mit 18, 19 Jahren und mit der Matura an einer BAfEP ihre Ausbildung abschließen. Und daran wird sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich auch nichts ändern. Ohne Zweifel bieten die
BAfEPs in Österreich eine hochwertige Ausbildung. Aber eine akademische Ausbildung könne mit einer Professionalisierung gleichgesetzt und „als biografischen Entwicklungsprozess“ verstanden
werden, so wird eine Lehrende in einem Kolleg für Elementarpädagogik an einer BAfEP (Bildungsanstalt für Elementarpädagogik) im Standard.at zitiert.
Mehr statt weniger Geld für die Kleinsten
Es wurde zwar das zweite verpflichtende Kindergartenjahr – mit vielen Einschränkungen – eingeführt, aber die dringend erforderliche finanzielle Unterstützung und Förderung der Elementarpädagogik
durch den Bund und manche Bundesländer wird weiterhin sträflich vernachlässigt. So drohte Bildungsminister faßmann im August 2018 den Ländern mit Finanzkürzungen im Kindergartenbereich und
produzierte damit viel mediale Aufregung um anschließend, die schon bisher sehr zurückhaltende Förderung in der Höhe von 142 Millionen Euro weiter zu garantieren. Eine Erhöhung der Förderung ist
damit endgültig auch für 2019 vom Tisch. ( siehe: „Politshow“
Kindergartenpaket: Türkisblau einigt sich mit schwarzen Ländern ).
Vor allem die schwarzblaue Landesregierung in Oberösterreich regt immer wieder mit hanebüchenen Sparmaßnahmen im Kindergartenbereich auf. Zum Beispiel verkündete bereits Ende Oktober 2017 die
Landesregierung das Budget für Kinderbetreuung kürzen zu wollen ( siehe: Auf #ÖVPFPÖKurs :
Budgeteinsparung bei Kinderbetreuung in OÖ ). Die Kinderbetreuung soll ab 13 Uhr in Oberösterreich kostenpflichtig sein wird. Außerdem würde man sich durch die umstrittene Maßnahme so
nebenbei „von der Gratismentalität zu lösen“, freute sich der Landeshauptmann.
Ab 1. Februar gelten die Kindergarten-Gebühren.
Letzten Woche wurde die entsprechende Verordnung von Bildungslandesrätin Christine Haberlander (VP) tatsächlich mit schwarz-blauer Mehrheit gegen die Stimmen der Landesräte Birgit Gerstorfer (SP)
und Rudi Anschober (Grüne) beschlossen. Ab 1. Februar gelten die Kindergarten-Gebühren. Die Gemeinden in Oberösterreich müssen für die Nachmittagsbetreuung an Kindergärten ab 13 Uhr
Elternbeiträge vorschreiben. Er gilt für Kinder ab einem Alter von 30 Monaten. Die Höhe wird nach dem Nettoeinkommen der Eltern berechnet. Bei fünf Tagen Nachmittagsbetreuung pro Woche ist der
Richtwert des monatlich zu zahlenden Beitrages drei Prozent des Monatseinkommens. Wobei das Land ein Mindesttarif von 42 Euro (bei € 1.400 Nettoeinkommen und weniger) und ein Höchsttarif von 110
Euro (bei € 3.667 Nettoeinkommen und mehr) monatlich vorschreibt.
ms
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