Die Österreichische Lehrer*innen Initiative (ÖLI-UG) möchte den neuen Bildungsminister mit diesem Offenen Brief auf die immer prekärer werdende Lage im
Bereich der Induktionsphase und des Mentorings hinweisen und mit Ihnen diesbezüglich in einen Dialog treten, um gemeinsam Lösungsvorschläge zu diskutieren.

Für die ÖLI-UG  ist eines der Hauptprobleme die volle Lehrverpflichtung der Neuen, die teilweise noch im Masterstudium sind und über keine ausreichende Unterrichtserfahrung verfügen. Da auch
die Mentor*innen in den meisten Fällen vollbe-schäftigt sind, entstehen nicht kompatible Stundenpläne und somit bleibt keine Zeit für qualitative Betreuung.
Die derzeitige Induktionsphase erlaubt die Betreuung durch fachfremde und/oder dislozierte Mentor*innen. Dadurch wird die Unterstützung von jungen Kolleg*innen systematisch demontiert. Besonders
schwierig ist es für die neuen Lehrpersonen, wenn sie auch noch fachfremd unterrichten müssen. Diese ungünstigen Umstände werden verstärkt durch den Mangel an ausgebildeten Mentor*innen und auf
Grund der aufwändigen Ausbildung ist in näherer Zukunft auch nicht mit einer Lösung dieses Problems zu rechnen.


Die Zahl der Personen, die sich in der Induktionsphase befinden, steigt, während die Zahl der ausgebildeten Mentor*innen sinkt. Der Dienstgeber setzt daher oftmals Lehrpersonen ein, die sich
dafür formal nicht qualifiziert haben. Es besteht die Gefahr des Abrutschens in eine gewisse Beliebigkeit.


All dies ist das Resultat grober Strukturmängel in der Bildungsoffensive, die mit dem neuen Dienstrecht zusammenhängen. Es muss im Sinne des Arbeitgebers sein, Junglehrer*innen professionell zu
betreuen und
ihnen die Möglichkeit zu geben, nachhaltig und positiv in ihr Berufsleben einzusteigen, insbesondere in Zeiten eines sich abzeichnenden Lehrermangels.

Die Österreichische Lehrer*innen Initiative (ÖLI-UG) fordert daher:

  • didaktische Betreuung ausschließlich durch Fachlehrer*innen in beiden Gegenständen;
  • eine Beurteilung durch beide Mentor*innen und die Schulleitung, um höchstmögliche Objektivität zu erzielen;
  • in die Lehrverpflichtung eingerechnete Betreuungsstunden im Ausmaß von mindestens zwei Realstunden;
  • eine Reduzierung der Lehrverpflichtung für Junglehrer*innen in der Induktionsphase ohne Lohnverlust;
  • eine bundesweit einheitliche Mentor*innenausbildung, die fokussierter, praxisorientierter und professioneller gestaltet ist.

Hier geht’s zum Offenen Brief