Magazin „Österreich sicher“ lehrt, wie gefährlich man in Österreich und seinen Schulen lebt.

Kommentar von Peter Steiner

Glaubt man der Postille „Österreich sicher“, dann ist Leib und  Leben in Österreich in allen Lebensbereichen bedroht, von der Wanderung auf den Kahlenberg bis zum Stadtdasein. „Verbote.
Sichere Städte. Brennpunkt-Orte entschärfen“, „Asyl und Migration. Ein Europa, das schützt. Was jetzt getan werden muss.“ und „Halt! So kann es an den Schulen nicht weitergehen.“ lauten die
Cover-Schlagzeilen.

G’feanzte FAKE-NEWS
Was nicht „weitergehen kann“, wird dann in einem dürren Text auf der Seite 8 enthüllt: Gewalt in Schulen. Als Beleg wird herangezogen: Die Steigerung der „Zahl der Anzeigen von null im Jahr 2013
auf 303 für 2017“, wohlgemerkt ein Zeitraum von vier Jahren und für ganz Österreich mit etwas über 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2016/2017.

Weiters als Zeuge ein ehemaliger Bundesschulsprecher, der als Ergebnis einer Befragung von 30.000 Schülern angibt, dass nur 32% keine Gewalterfahrung gehabt hätten. Was von „Österreich sicher“
mit der Zwischenüberschrift „Alle bemerken es täglich“ eingeleitet wird. Damit das „(un)gesunde Volksempfinden“ auch in die richtige Richtung geleitet wird, findet sich unter den Büchertipps
Susanne Wiesingers „Kulturkampf im Klassenzimmer“ mit Halbmond am Cover. Und an den Rand gerückt eine Liste von Präventionsprogrammen gegen Gewalt in der Klasse von „ALL RIGHT“ bis zu
„Cyberkids“.

Nicht wegschauen, aber panisch vor Angst werden?
Nicht, dass ich einem trügerischen Wegschauen in den Schulen das Wort reden will. Ich bin überzeugt, dass mit einer derartigen blinden Aufheizung des Themas niemand des Problems Herr wird.
Besonders, wenn ein ganzes Magazin sich eher als Propagandamittel zur allgemeinen Verunsicherung denn als umfassendes Informationsblatt „rund ums Thema Sicherheit“ darstellt.

Im Stil des Schulartikels geht’s nämlich weiter. Einbruchs-, Diebstahls-, Unfall-, Verlust-Gefahr, Bedrohung auf allen Ebenen. Die Info-Grafik auf Seite 6 des Blattls widerspricht dem deutlich:
Rückgang der Einbrüche 2017 um 9% auf 11.802 – „Das ist der niedrigste Wert im Zehn-Jahres-Vergleich.“  . Sinken der Zahl der Anzeigen wegen Autodiebstahls um 11,2 %  gegenüber 2016.
Was also stimmt? Soll ma uns jetzt fiachtalich fiachten oder net?

Mit Angst fängt man Leser
Egal, mit Angst kann man Leser ködern und die Auflage für das Magazin aus dem „echo“-Verlag wächst. Vielleicht auch der Profit des Verlags, der daneben unter anderem das Wiener Bezirksblatt
herausgibt, ansonsten Werbung produziert und mit der Stadt Wien einen interessanten Großkunden besitzt. Kein Wunder, die echoVerlagsgruppe war bis 2014 noch im Besitz der Wiener SPÖ. Ab dem
Verkauf wurde echo-Geschäftsführer Christian Pöttler über eine Beteiligungsgesellschaft Hauptanteilseigner mit laut Homepage zum heutigen Tage 50% und er blieb der damaligen SPÖ-Linie treu. „“Von
der FPÖ werde ich auch in Zukunft keinen Cent annehmen.“ („profil-Artikel von Michael Nikbakhsh vom 27.01.2014)

Muss er auch nicht, mit dem Innenministerium gibt es schließlich eine finanziell erleichternde Kooperation. 63.000 Euro soll das Innenministerium je Ausgabe zuschießen, so “der Standard“ in einem
Artikel vom 11. Mai 2017. Die Kooperation mit dem Innenressort scheint aber schon weit vor Schwarz-Blau begonnen haben. 2016 spendierte das Ministerium bereits 113.000 Euro aus, berichtet „der
Standard“. Nun Innenminister Kickl wird’s freuen. Seine Pferde brauchen schließlich Akzeptanz und Arbeit.