Bundesrahmengesetz für elementarpädagogische Einrichtungen …
Tertiäre Ausbildung für ElementarpädagogInnen … Gemeinsame Schule … Bildungsabschlüsse für alle …
Bewegung in der Bildungspolitik ?
Von Reinhart Sellner / Gary Fuchsbauer
Unterstützerinnen des Bildungsvolksbegehrens diskutierten am 12. Februar 2014 im Haus der Industrie mit
Bildungs- und Frauenministerin Heinisch-Hosek und Wirtschafts-, Forschungs- und Wissenschaftsminister Mitterlehner. Heinisch-Hosek geht von Tisch zu Tisch und schüttelt Hände, Mitterlehner steht
trotz „Heimvorteil“ eher verunsichert herum.
Gastgeber IV-Präsident Georg Kapsch
begrüßt namens der Industriellenvereinigung, spricht sich für Aufwertung des Elementarbereichs, für
bundeseinheitliche Schulreformen und Schulautonomie samt entsprechender Adaptierung des grad erst beschlossenen neuen LehrerInnendienstrechts aus und nennt Bildung die „Voraussetzung für
Demokratie, für Freiheit und für Wohlstand“. Wie die 380.000 VBBI-UnterzeichnerInnen tritt auch die IV für Änderungen im Bildungssystem ein, wie sie das Volksbegehren gefordert, der
Unterrichtsausschuss bestätigt, das Parlament aber bis heute nicht verwirklicht hat.
Immerhin ist der alten Regierung noch die LehrerInnenbildung neu gelungen und das neue
LehrerInnendienstrecht, wozu die IV gratuliert, trotz einer Einschränkung: „Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, erst die Ziele und die Schule von Morgen und dann erst das zur Verwirklichung
notwendige Dienstrecht zu beschließen.“
Am Regierungsprogramm gefällt der IV der geplante Ausbau der Kinderbetreuung durch Ganztagsschulen und der
Beginn einer ernsthaften Diskussion über die Aufwertung der Elementarbildung, die tertiäre Ausbildung der ElementarpädagogInnen und eine bundesgesetzliche Rahmenregelung für alle
Kindergärten.
Generell tritt die IV für einheitliche bundesgesetzliche Regelungen für den Schulbereich ein, als für alle
Bundesländer und alle LehrerInnen geltende Grundlage für weitgehende Schulautonomie. Statt Zuspitzen des Streits Gesamtschule gegen AHS sollen die Ziele der österreichischen Schule zeitgemäß
definiert werden. Wenn das geschehen ist, wird es auch zu entsprechenden Adaptierungen des Dienstrechts kommen.
Hannes Androsch als einer der InitiatorInnen des VBBI
will mit 1. VBBI-Unterstützungstreffen 2014 weiterhin anstehende Bildungsreformen unterstützen und der
neuen Bildungsministerin, dem neuen Forschungsminister Gelegenheit geben, ihre Prioritäten für die neue Gesetzgebungsperiode vorzustellen (2 x 15´ Kurzreferate ) und von den Anwesenden erfahren,
was – i.R. politischer und budgetärer Möglichkeiten – für VBBI-TeilnehmerInnen vordringlich ist (Ergebnisse von 30-Minuten-Tisch-Gruppenarbeiten).
BM Gabriele Heinisch-Hosek
nennt Regierungsprogramm „Pflicht“, will aber mehr verwirklichen und stellt Schwerpunkte ihrer „Kür“
vor:
Verbale Beurteilung, Portfolio statt Noten im
Volksschulbereich ausweiten – schulautonom bis 3. Klasse und auch länger (?):
Schulangst, Noten-Lernen sollen Vergangenheit werden – gleichzeitig sieht sie sich dem Koalitionsabkommen
mit der unverminderter Selektion am Ende der VS in HS/NMS und Unterstufe AHS und ohne Gesamtschule verpflichtet… Respekt für Schmied, die Standards eingeführt hat, die Hilfe sind und kein
Selektionswerkzeug
Modulare Oberstufe umsetzen und Sitzenbleiben
abschaffen
Flächendeckende Einführung der
NMS, aber eine neue Mittelstufe bleibt das Ziel, auch wenn es in den nächsten Jahren um
die NMS-Entwicklung an den HS geht. NMS/HS-AHS-LehrerInnenteams sind allerdings nur schwer zu verwirklichen (LehrerInnenmangel)
Elementarbildung wird aufgewertet und es soll einen gesetzlichen Bundesqualitätsrahmen mit verbindlichen Standards für 0-6-Jährige
geben (Zusammenarbeit mit dem Charlotte Bühler-Institut www.charlotte-buehler-institut.at )
20 Standorte sollen den fließenden Übergang
Elementarstufe-Grundstufe erproben, mit Einsatz von ElementarpädagogInnen in den ersten
beiden Volksschuljahren.
Bewusstseinsarbeit mit SchülerInnen, Eltern und
LehrerInnen für eine „bessere Schule“ (für die nächsten 5 Jahre in der weiterhin
bestehenden Schulorganisation) ohne Notendruck, weg von Selektion und privater Nachhilfe, LehrerInnen sollen an ihrem Arbeitsplatz Schule unterstützt werden, bessere Arbeitsplätze bekommen
…
Schulautonomie soll legistisch vorbereitet
werden, dazu gehört das Angebot verschränkter Schulformen + Einrichtung entsprechender
Klassen, wenn das mehr als 15 Eltern wollen. Andere Wege von Stundenaufteilung/Stundenplan sollen möglich werden und die autonome Suche und Anstellung von LehrerInnen, die diesen Schwerpunkten
entsprechen bzw. autonome LehrerInnen-Fortbildung für diese Schwerpunkte
Einführung der modularen Oberstufe
soll auch unter diesem Gesichtspunkt fortgesetzt werden.
Jüngste PISA-Ergebnisse (Englisch) zeigen, dass nicht die Herkunft (Migrationshintergrund), sondern die soziale Lage (Ausbildung, Beruf,
Einkommen der Eltern) über Erfolg entscheidet
Druck von außen, wie zB
VBBI-Aktivitäten, sind hilfreich für eine erfolgreiche „Kür“ der Bildungsministerin
BM für Wirtschaft und Wissenschaft Reinhold Mitterlehner
lobt VBBI, weil es nicht gegen, sondern für etwas ist und damit viel erreicht hat, nämlich eine breite
Bildungsdebatte und betont die „vertiefte Regierungsprogrammentwicklung“:
Elementarbildung ist der wichtigste Bereich, es gibt bereits einen Lehrstuhl in Österreich und der erste
FH-Lehrgang (!) wird bereits vorbereitet. Zum quantitativen Ausbau muss aber der qualitative kommen – dazu gehören ein Qualitätsrahmengesetz, das 2. Kindergartenjahr und ein verbesserter Übergang
vom Kindergarten in die Volksschule.
Ganztagsangebote
sind zentral für die Regierung, die Verbesserung der Ganztagesangebote im Kindergarten- und Schulbereich
ist wesentlich – die Gesamtschuldebatte, die auch in der ÖVP geführt wird, ist dagegen nicht hilfreich.
Gesamtschule braucht noch viele Diskussionen
Die Verbesserung der Zusammenarbeit von Bundes- und LandeslehrerInnen ist notwendig, weiters eine
Evaluierung der NMS-Schulversuche, dann wird man weitersehen. Außerdem ist die Elite-Funktion der AHS eh nicht mehr gegeben, dazu ein
persönliches Beispiel: Gymnasium Rohrbach, seine alte Schule, wirbt mit der Zusage, dass alle die Unterstufe schaffen werden – gleichzeitig rinnt die HS/NMS-Rohrbach aus, also ist das Gymnasium
Rohrbach schon so etwas wie „eine Schule für alle“, die Gesamtschule braucht halt noch viele Diskussionen, irgendwann wird eine Lösung gefunden und eine Entscheidung fallen.
PädagogInnenbildung neu
mit 8 Semester Bachelor und Masterstudium für alle war ein großer Erfolg, der muss nur noch umgesetzt
werden.
Universitäten
sollen bei Leistungsvereinbarungen trotz Hypo mehr Mittel bekommen, Ziel 2% statt dzt. 1,5% BIP
FH
sollen von 44.000 auf 50.000 Studierende kommen, dafür werden sie mehr finanzielle Mittel bekommen
müssen
Studierende sollen sozial abgesichert sein,
höhere Finanzbeihilfen und Stipendien bekommen, damit eine soziale Durchmischung gewährleistet ist.
Auch BM Mitterlehner dankt und hofft auf weitere Unterstützung durch das VBBI.
Anregungen, Vorschläge und Nachfragen der VBBI-UnterstützerInnen
betrafen die Elementarpädagogik (Zeit vom Reden zum
politischen Handeln zu kommen!), die Gesamtschul-Modellregion Vorarlberg bzw. legistische Voraussetzungen für Modellregionen (Heinisch-Hosek
verwies in ihrer Antwort aufs Koalitionsabkommen, will aber unterstützen, was von unten bzw. aus dem Westen kommt), die Forderung nach bedarfsorientierter Ressourcenvergabe statt Gießkanne
(Zusatzressourcen für Brennpunktschulen, Gesetz würde aber für alle Bundesländer gelten …), die DirektorInnen/SchulleiterInnenqualifikation
und Auswahl (in Zusammenhang mit Schulautonomie), Hypo-Milliarden in die Bildung investieren, Uni-/PH-Ausbildung für Elementarpädagogik einrichten (statt kostenpflichtiger FH-Studiengänge).
Flip-Charts wurden fotografiert, Minister und Ministerin nahmen die Anregungen zur Kenntnis. Damit war die
Veranstaltung beendet.
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