
Ein Punkt für Punkt-Kommentar von Sabine Helmberger
Ab 2021/22 werden 5. und 6. Klassen mit Tablets oder Notebooks ausgestattet. Hier wird hochstilisiert, was kaum einen Satz wert ist. Warum? Was ist daran auszusetzen, dass wir Tablets
bekommen? Gar nichts.
Schulen gehören technisch und funktional ausgestattet. Punkt.
Den Pädagog*innen ist jegliche Möglichkeit einzuräumen, um ihren Unterricht zeitgemäß gestalten zu können. Punkt.
Tablets in Klassen können und werden als zusätzliche Unterstützung dazu beitragen. Punkt.
Aber wenn wir über Schule der Zukunft reden und wie wir Schule gestalten wollen, dann muss sich die Diskussion primär am Status quo und den Bedürfnissen der Beteiligten aktuell
orientieren. Dieser ist folgender: Einhellig und seit Jahrzehnten betonen Leiter*innen, Lehrer*innen, Eltern, Schüler*innen und ihre Vertreter*innen: Es braucht mehr
Personal.
Seit Jahren ist bekannt: Österreich rangiert beim Unterstützungspersonal international unter „ferner liefen“. Es fehlt an Sozialarbeiter*innen, die sich den Kindern und ihrer Situation
individuell widmen. Es fehlen Psycholog*innen, die Jugendliche zeitnah und professionell bei Problemen schulischer oder familiärer Natur unterstützen. Es fehlen Krankenpfleger*innen, die Teil der
Schulgemeinschaft sind – und nicht einmal in der Woche für zwei Stunden.
Es fehlen aber auch Sekretär*innen und Verwaltungspersonal, um die überbordende Dokumentations- und Aktenarbeit zu erledigen und die Lehrer*innen für ihre Kernaufgabe freizumachen. Und vor allem
fehlen Lehrer*innen, damit sie differenzierend und individuell eingehen können auf die Lernbedürfnisse ihrer Schützlinge.
In Zukunft reihen sich nun auch noch fehlende Informatiker*innen ein in diese Liste. Denn, so medienwirksam die Einführung der Tablets transportiert wurde, so wenig wurde darüber
geredet, wer diese Flut an zusätzlichen Geräten reparieren, warten, updaten und in Stand halten soll. Die Betreuung der zusätzlichen Geräte ist eine Herkulinenaufgabe und der von der Regierung
veranschlagte Betrag an Werteinheiten dafür lächerlich. Das ist kein Digitalisierungspaket für die Schule der Zukunft, das klingt nach einem lukrativen Gegengeschäft – wofür auch immer. Wer
profitiert davon wirklich? Denn Schule der Zukunft sieht anders aus.
Der Kommentar von Sabine Helmberger erschien zuerst im Kreidekreis-Newsletter der ÖLI-UG.
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