Sind die Gespräche zwischen den Grünen und der türkis-schwarzen Kurz-ÖVP eine Chance für eine Schule ohne Angst, mehr Menschlichkeit und mehr Chancengleichheit?  Oder geht es den
Grünen mit Kurz wie mit Schüssel: Mit Grün plaudern und mit Blau packeln?

 

Letzteres bedeutet nichts Gutes für die Schule, die Schüler*innen und die Lehrer*innen. Das konnten wir in der Kurz-Regierung 1 schon erleben: Wieder Noten in der Volksschule, Ghetto-Klassen für
nicht Deutschsprachige, demotivierende Tests und Evaluationen, eine Auflösung des Unterrichts in permanente Prüfungssituationen und Nichtstun, wo’s wehtut, z.B. bei der NOST. Gerade
Burschenschafter-Liederbücher blieben uns erspart.

 

Das Ergebnis: weinende Vorschulkinder, konkurrenzierende Eltern und Schulkinder, eine riesige Chancenungleichheit zwischen Kindern aus wohlhabenden und ärmeren Familien,
Demütigung, gesellschaftlicher Ausschluss und sinkende Zukunftschancen für nicht-deutschsprachige Kinder und eine Gefährdung von 14 % der Lehrer*innen, dem Burn Out-Syndrom zum Opfer zu fallen – Tendenz
steigend
. Eigentlich genug Argumente, die Schule besser, attraktiver, menschlicher zu machen, ihr das Hauptaugenmerk jeder Politik zu widmen und endlich, endlich die soziopathischen
Illusionen einer „schwarzen Pädagogik“ auf den Schutthaufen der Geschichte zu befördern. Und die maschinenorientierte Prüfungs- und Testmanie besessener Pädagogik-Technokrat*innen aufzugeben.
Nicht alles lässt sich messen, außer wie das Messen zum Selbstzweck wird. Das lässt sich sogar quantifizieren.

 

Wird’s mit den Grünen besser? Das ist nicht so sicher, wenn man den Ausführungen des emeritierten UNI-Professors für Pädagogik, Karl-Heinz Gruber, folgt. Er kritisiert in seinem
Kommentar im „Standard“, dass Kurz und Kogler das Thema bisher in den Gesprächen kaum angerissen
und im Wahlkampf sowieso gescheut hätten. Dabei könnten die Grünen durchaus Druck auf Kurz ausüben, ihr starres Beharren auf der Langform des Gymnasiums und andere schulpolitische
Hinterwäldlereien einmal objektiv wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Dann zeige sich, dass es dafür keine Grundlage gebe. Soweit Karl-Heinz Gruber und er legt Kogler drei Forderungen an Kurz
ins Portfolio: die Einrichtung einer Taskforce „für eine Verbesserung des Feel-good-Faktors im Schulsystem“, das Land Vorarlberg zur Modellregion einer Schule der Zehn- bis 14-Jährigen zu machen
und drittens eine Versachlichung über eine OECD-Länderprüfung der österreichischen Sekundarstufe.

 

Ist mit Versachlichung und wissenschaftlichem Vorgehen schon alles gelöst? Mitnichten! Schon der vergangene Bildungsminister, auch Universitätsprofessor, ließ sich von
wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht einmal peinlich berühren und erklärte den Primat der Politik über die Wissenschaft, wie sein Pendant im Innenministerium den Vorrang der Politik vor den
Gesetzen hinauskickelte.

 

Sollten wir wieder eine derart erkenntnisresistente Regierung bekommen, dann ist zu hoffen, dass sie uns wenigstens davor bewahrt, beim nächsten meteorverursachten Mega-Tsunamie über den Rand der
Erdscheibe hinausgespült zu werden.

 

Bildquelle: Isaac
Fryxelius
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