Sexualpädagogik:
ÖVP und FPÖ wollen keine Vereine mehr an Schulen
Kommentar von Manfred Sparr
Sie, die Vertreter*innen der ÖVP im heutigen Unterrichtsausschuss haben es doch getan, was aufgrund der Diskussion in den letzten Tagen um das Thema Sexualerziehung in den Schulen kaum mehr
jemand für möglich gehalten hat: Die ÖVP, allen voran die ÖVP-Abgeordneten Gertraud Salzmann und Rudolf Taschner haben gemeinsam mit der FPÖ einen Entschließungsantrag eingebracht, der zukünftig
den Einsatz von externen Vereinen für den Sexualkundeunterricht in Schulen nicht mehr erlaubt.
Kein Durchkommen von Argumenten
Argumente und Aufklärung dringen offensichtlich immer weniger in das, vom neuen alten Wertekanon von der Umwelt abgeschotteten türkisblauen Lager, vor. Dementsprechend schwer tun sie sich
auch damit, ihre Entscheidungen nach Außen zu argumentieren: Nach vielen öffentlichen Diskussionen in den letzten Monaten wurde deutlich, dass eine Vielzahl an
Vereinen in unseren Schulen sexualpädagogische Unterrichtseinheiten anbietet. Allerdings sind vermehrt Beschwerden – die verschiedensten Vereine betreffend – von Eltern eingelangt. Die hier für
dieses sensible Thema wichtige weltanschauliche Neutralität wurde oftmals nicht eingehalten, windet sich Salzmann, Taschner und Co in der heutigen Presseaussendung des
ÖVP-Parlamentsklubs. Dass die allermeisten höheren Schulen das Angebot von sexualpädagogischen Workshops durch externe Spezialist*innen nutzen, weiß man nicht erst seit der öffentlichen Diskussionen in den letzten Monaten. Salzmann und Taschner jetzt herhören! In die berechtigte Kritik geraten ist EIN Verein, der
christlichen Verein TeenSTAR*, und nicht verschiedenste Vereine.
Der Rest der Presseaussendung ist eine quälende Wiederholung von vermeintlichen Argumente, die im Rahmen der Diskussion in den letzten Tagen samt und sonders von Eltern, Schüler*innen,
Praktiker*innen und Expert*innen bis ins letzte Detail widerlegt wurden.
Ein Frage an die ÖVP-Abgeordneten Salzmann und Taschner: Was haben Sie in der Diskussion nicht verstanden?
Ich gebe nicht auf, ich möchte auch dass Sie, Frau Salzmann, Herr Taschner davon überzeugen und Ihnen dabei helfen zu verstehen, dass Ihr aktueller Antrag eine wichtige Säule der Sexualpädagogik
gefährdet, weil Sie damit Vereine und damit professionelle externe Fachkräfte an Schulen verbieten.
Deshalb bitten ich Sie:
- Lesen Sie den Informationstext zur Petition: #redmadrüber – Für
qualitätsvolle Sexualpädagogik an Österreichs Schulen und teilen Sie uns, den geschätzten Leser*innen der oeliug.at, mit, was Sie davon nicht verstanden haben? - Schauen Sie sich das kurze Informationsvideo der Plattform Sexuelle Bildung
an. Alles klar?. Wenn nicht, wenden Sie sich an eine*n der vielen Expert*innen, die sich in der Diskussion zu Wort gemeldet haben. Sie finden Sie leicht im FB, auf twitter und vor allem in der
sehr langen Liste der Unterstützer*innen der Petition: #redmadrüber.
* Bereits nach der Diskussion um den christlichen Verein TeenSTAR, der unter anderem Homosexualität als heilbares Identitätsproblem und
Selbstbefriedigung als schädlich dargestellt haben soll (derStandard), empfahl Exbildungsminister Faßmann den Schulen, nicht mehr mit diesem Verein zusamen zu arbeiten.
Für das von Faßmann vorgeschlagene Akkreditierungsverfahren für sexualpädagogische Vereine, die mit Schulen zusammenarbeiten, umgesetzt werden und
damit für eine Qualitätskontrolle spricht sich auch Martina Kronthaler Generalsekretärin von aktion-leben-österreich aus: „Wir sind für Qualitätskontrolle. Wir sind für eine gute Information der
Eltern und völlige Transparenz, was in den Workshops passiert. Aber alles zu untersagen, aus Angst oder weil man das sexualpädagogische Angebot nicht versteht, ist völlige Resignation. Ist das
die Freiheit, die sich die ÖVP und die FPÖ vorstellen? Es sollte Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern zugetraut werden, dass sie wissen, für welche Angebote sie sich entscheiden und was ihre
Kinder brauchen“.
ms
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