Die diesjährige Maturant*innen-Generation ist reif fürs Leben. Sie braucht keine Maturaprüfung mehr, denn sie „hat schon maturiert: in Geduld, Vernunft, Größe und Mut“. Die
Mutter, die uns das schreibt, ist wie wir von der ÖLI-UG überzeugt, dass es die Maturaprüfung 2020 nicht braucht. Sie unterstützt unsere Forderung, dass BM Faßmann und das BMBWF in der
Coronakrise die Reifeprüfungen  ausfallen lassen kann.

 

„Mir persönlich kommt es vor, als befürchteten hier zuständige Minister eine Bildungskrise, eine soziale
Unmöglichkeit oder ein öffentliches Versagen, wenn ein (Ausnahme)Jahrgang, und zwar genau dieser
jetzt betroffene, ohne schriftliche und mündliche Maturaprüfungen abschließen würde.“  Statt der Maturanoten sollten die Noten des Abschlusszeugnisses übernommen werden. Für
Fächer, die in der achten Klasse AHS bzw. im fünften Jahrgang der BMHS nicht mehr unterrichtet wurden, mögen die Zeugnisnoten der Siebenten bzw. Vierten gelten.

 

Genauso haben wir es in im  Schreiben „ÖLI macht Schule: Abschlusszeugnisnoten als Maturabeurteilung übernehmen“ Ende März von Bildungsminister Faßmann gefordert. Warum? Weil es mehr
als fair wäre, weil es für alle zu gefährlich wäre, weil die Lernumstände bis zum nun von Fassmann angepeilten Maturatermin alles andere als günstig für die Kandidat*innen wären.

 

„Dieses Hin und Her, diese Ungewissheit und dieses Verlassensein vom vertrauten System in einem derart anspruchsvollen Lebensabschnitt hinterlassen Spuren; Spuren in Herzen und Seelen. Wie
sollen hier kognitive (Hoch)Leistungen, das anerkannte Ziel der Matura, erbracht werden?“
, fragt die Briefschreiberin und spricht uns aus der Seele. Wir danken ihr aus ganzer Seele und mit
tiefster Überzeugung verlangen wir, dass die Matura abgesagt wird.

 

PSt

 

Wer den ganzen Brief lesen will, der lese hier weiter:

 

Sehr geehrter Herr Pu&snik,
über meine Direktorin erhielt ich per Mail Ihr Schreiben zu den COVID-19 Vorbeugungsmaßnahmen für die Schulen vom 31. März 2020. Mit großem Interesse und mit Freude habe ich Ihre Punkte
aufmerksam gelesen, da ich selbst im
Volksschulbereich arbeite.

 

Ganz persönlich hat mich der Absatz zur Matura angesprochen. Ich bin Mama einer Maturantin. Seit fast einem Monat erlebe ich zu Hause Homeschooling. Meine Tochter strukturiert sich den
SCHULAlltag selbstständig. Unser Esszimmer wurde kurzerhand zum Schulraum umfunktioniert. Ich habe das Glück, eine sehr gefestigte, starke und gewissenhafte Tochter zu begleiten. Lehrer*innen
würden sie in ähnlicher Weise als Schülerin beschreiben.

 

Nun zieht sich das Thema Matura seit Wochen hin. Es belastet, irritiert und laugt letzte Ressourcen aus. Abgesehen davon, hat sich die ganze Welt beängstigend schnell verändert. Mein Kind ist
inzwischen müde, erschöpft und völlig am Limit mit all den Beschränkungen und Eingrenzungen und der Fülle an Aufgaben und Herausforderungen. Homeschooling bedeutet, und so beobachte ich es hier
jeden Tag, auch in den Ferien morgens um 8 beginnen und selbstständig bis 15, 16 Uhr intensiv und selbstorganisiert arbeiten. Völlig ohne gewohnte, so wertvolle, direkte Sozialkontakte zu
Lehrer*innen oder Mitschüler*innen.

 

Mir persönlich kommt es vor, als befürchteten hier zuständige Minister eine Bildungskrise, eine soziale Unmöglichkeit oder ein öffentliches Versagen, wenn ein (Ausnahme)Jahrgang, und zwar genau
dieser jetzt betroffene, ohne schriftliche und mündliche Maturaprüfungen abschließen würde. Dabei wäre diese Lösung, meines Erachtens, die einzig faire. Diese Schüler*innen beweisen Ausdauer,
Stärke und tagtäglich seit 16. März eine beachtliche Reife, allein, weil sie dieser Situation standhalten und daran erwachsen. Meiner Meinung nach hat dieser Jahrgang bereits in mehreren Fächern
maturiert: in Geduld, Vernunft, Größe und Mut.

 

Ich gehe hierzu ganz und gar konform mit Ihren Ideen unter Punkt 1: Die Zentralmatura soll aufgrund der Einmaligkeit der Covid-19 abgesagt werden. Die Maturant*innen bekommen ein
Reifeprüfungs-Zeugnis, in das die Noten des Abschlusszeugnisses (in den gewählten bzw. vorgeschriebenen Fächern) übernommen werden. Sollte ein Fach in der 8. (5.) Klasse nicht mehr unterrichtet
worden sein, so gilt die Note des Zeugnisses der 7. (4.) Klasse.

 

Dieses Hin und Her, diese Ungewissheit und dieses Verlassensein vom vertrauten System in einem derart anspruchsvollen Lebensabschnitt hinterlassen Spuren; Spuren in Herzen und Seelen. Wie sollen
hier kognitive (Hoch)Leistungen, das anerkannte Ziel der Matura, erbracht werden? Ich möchte Ihnen meinen Dank aussprechen, dass Sie in Ihrem Schreiben genau diese Themen an Herrn Minister Dr.
Faßmann herangetragen haben.

 

In diesem Zusammenhang möchte ich noch fragen, ob Sie von Elterninitiativen wissen oder gehört haben, die sich zum Schutz ihrer in diesem Jahr maturierenden Kindern engagieren. Ich möchte da
gerne aktiv werden und mich nützlich und laut machen.

 

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Zeit und wünsche mir, dass es noch vor Mitte Mai ein Erwachen zu diesem Maturadilemma geben wird. Ich wünsche mir Würde und Respekt für alle
Schüler*innen, die sich unverschuldet in dieser Notsituation wiederfinden müssen.

 

Herzlichst,

I. G., Bregenz

 

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