Heute kamen in Radio Orange SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen und ExpertInnen zum Thema des
Monats: „Die geplanten bildungspolitischen Vorhaben der neuen Bundesregierung auf dem Prüfstand“ zu Wort.
Für Jasmin Chalendi, Bundesvorsitzende der AKS (SchülerInnen) verdiene das geplante Bildungsvorhaben der Regierung „eine glatte Fünf“. Schüler/innen wollen „gemeinsam,
voneinander in einer gemeinsamen Schule lernen“. Ohne ständigen demotivierenden Leistungsdruck. Die Regierung hingegen spreche „immer von Leistung, Leistung …“. In den 8 Seiten Bildungsprogramm
komme 14 mal Leistung, 6 mal Wirtschaft und kein einziges mal Chancengleichheit vor.
Die Bundesvorsitzende der Österreichischen Lehrer/innen Initiative ÖLI-UG, Barbara Gessmann-Wetzinger, liefert eine tiefgreifende Analyse des türkisblauen Bildungsprogramms. Ihre
Kompetenz im Bildungsbereich und ihre Praxiserfahrung verleihen ihren Ausführungen besondere Bedeutung. Die Lehrer/innenvertreterin kann am Bildungsprogramm wenig Positives finden. Dafür spannt
ihre Kritik über die geplanten Maßnahmen einen weiten Bogen über das gesamte Bildungsprogramm: Das Festhalten am differenzierten Schulsystem, dem Auflösen der Schulsprengel, dem Rückschritt
zu der fünfstufigen Bewertung mit Ziffernnoten, der drohenden Ressourceneinsparung in der NMS, der Erhaltung des Sonderschulwesens, statt Förderung der Inklusion, dem unklugen Chancenpass und
Schulranking und der unüberlegten Leistungs- und Ergebnisorientierten Bezahlung des Lehrpersonals.
Das Bildungsprogramm gehe in Summe von einem „negativen Ansatz“ aus. Da ist viel die Rede von Pflicht, Kontrolle, Sanktionen, Verschärfung und Ahndung. Statt Motivation und Chancengleichheit,
nimmt Leistung, Kontrolle und Druck eine zentrale Rolle ein.
Karl Dwulit, Vorsitzender des Österreichischen Dachverbandes der Elternvereine, freut sich, dass die Elementarpädagogik jetzt in einem Bildungsministerium von Kindergarten bis
zur Uni eingebunden ist. Aber bisher könne das Regierungsprogramm nur als Absichtserklärung gesehen werden, Es sei für ihn „nicht klar, was davon umgesetzt“ werde. Auf keinen Fall würde er
Einschnitte im Zusammenhang mit den Mitbestimmungsrechten der Eltern akzeptieren. Er warte mit seiner Beurteilung, bis Konkretes auf dem Tisch liege.
Die Vorsitzende des ÖDKH (ElementarpädagogInnen), Raphaela Keller, sei bei der Beurteilung des Bildungsprogramms „vorsichtig skeptisch“. Vor allen befürchtet sie, dass sich im
Rahmen der Ausbildung der Elementarpädagog/innen nichts ändern wird. Die zentrale Forderung des ÖDKH sei die tertiäre Ausbildung der Kindergartenpädagog/innen. Kritisch sieht Keller auch die
geplante Leistungsfeststellung der Kinder: „Da sträuben sich mir die Haare!“, und die Beibehaltung der viel zu großen Gruppen, also dem im internationalen Vergleich extrem schlechten
Betreuungsverhältnis in den Kindergärten.
Peter Hofmann, Obmann von der NGO „jedesK!ND“, konzentriert sich in seiner Kritik am Bildungsprogramm der neuen Regierung auf die geplante „Sprachfeststellung“, die
„Standardisierungstendenz“ und der „Chancengleichheit“, die de facto im Bildungsprogramm nicht vorkommt.
>>> Hörenswert!
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