Vielleicht wäre jetzt Gelegenheit, eine Diskussion über Bildungsinhalte zu führen und das Humboldtsche Ideal der Allgemeinbildung zu hinterfragen.


Kommentar von Hans Gruber

Mit ähnlichen Stellungnahmen wie Bernhard Golob in seinem Kommentar „Mathematik-Matura: unzumutbar“ habe ich mir in meiner aktiven Zeit den Unmut (fast) aller Mathematik-KollegInnen zugezogen.
Mittlerweile haben die Elternvertreter meine Argumente übernommen: Man stellt semantische Rätsel und behauptet dann, aus deren Lösungen überprüfen zu können, ob die KandidatInnen mathematisch
denken können. Geht’s noch?? Ähnlich den Juristen hat sich die Mathematik eine eigene Grammatik zugelegt, gewissermaßen eine Geheimsprache, und terrorisiert damit die SchülerInnen; besonders in
den letzten beiden Klassen.

Den Argumenten von Bernhard Golob ist wenig hinzuzufügen. Ich kenne die aktuelle Prüfungsverordnung nicht, aber zu meiner Zeit galt für alle Fächer, dass Prüfungsstoff der Matura der Kernstoff
war. Kernstoff wurde definiert als AUSWAHL AUS DEM STOFF DER OBERSTUFE. Der einzige Gegenstand, der den GESAMTEN Oberstufenstoff als Prüfungsgegenstand definierte war die Mathematik.

Vielleicht wäre jetzt Gelegenheit, eine Diskussion über Bildungsinhalte zu führen und das Humboldtsche Ideal der Allgemeinbildung zu hinterfragen. Nach meiner Meinung gehört für SchülerInnen, wie
sie Bernhard Golob beschreibt, eine Mittlere Reife für Mathematik angeboten; auch für andere Fächer wäre das durchaus denkbar. Oder wollen wir, dass die Matura das Fernziel für Universalgenies
wird? Wie lange wollen wir noch die Begabungen unserer SchülerInnen durch das Anbeten sinnloser Gesslerhüte zuschütten?

Randbemerkung: Kann mir jemand erklären, wieso KandidatInnen zur Berufsreifeprüfung die BHS Matura in Mathematik machen müssen?
Diesjährige Ausfallsquote bis 80%!