Wie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) berichtet, belegt
die aktuell in Hannover vorgestellte Studie der Georg-August-Universität über die Arbeitszeit der Lehrer/innen, dass die Lehrkräfte in Deutschland im Durchschnitt länger als vergleichbare
Beschäftigte im öffentlichen Dienst arbeiten.
Vorweg – Ergebnisse der Studie auch auf Österreich anwendbar:
Es handelt sich zwar um eine deutsche Studie und deshalb um die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte in Deutschland, aber ihre Ergebnisse spiegeln auch die Verhältnisse in Österreich wider.
Vergleichbare Ergebnisse brachte eine vor fast 20 Jahren von der damaligen Unterrichtsministerin Gehrer und der Gewerkschaft öffentlicher Dienst (GÖD) in Auftrag gegeben Studie über die
Lehrerarbeitszeit in Österreich. Auch diese Studie bewies, dass Lehrer/innen im Durchschnitt mehr Stunden pro Jahr arbeiten als Angestellte. Ministerin Gehrer, wohl nicht verdächtig
Lehrer/innenfreundlich zu sein und wenig erfreut über die Ergebnisse, ließ die Studie kurzerhand in der Schulblade verschwinden.
Viele Lehrkräfte sind hochmotiviert, aber auch stark belastet. Über 48 Stunden im Durchschnitt in der Woche
Die Metastudie „Studien zur Arbeitszeit von Lehrkräften in Deutschland“ des Göttinger
Sozialwissenschaftler Dr. Frank Mußmann und Dr. Thomas Hardwig ist eine Vergleichsanalyse von 20 Studien aus sechs Jahrzehnten zur Lehrkräftearbeitszeit. „Das Bild ist nun sehr umfassend und
eindeutig“, sagte Mußmann. „Lehrkräfte sind aufgrund zu hoher Arbeitszeitvorgaben gegenüber vergleichbaren Beschäftigten im öffentlichen Dienst im Mittel schlechter gestellt. Es fehlten
„Erholungsmöglichkeiten in den Schulpausen, die Sieben-Tage-Woche ist in der Schulzeit quasi obligatorisch und die Entgrenzung der Arbeitszeit ist fast die Regel.“
48 Stunden und 18 Minuten pro Woche arbeiten laut Studie die deutschen Lehrer/innen im Schnitt an Grundschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Berücksichtigt man die längeren Ferien des
Lehrpersonals, arbeiten sie 1 Stunde und 40 Minuten über der Vergleichsbasis. Nicht berücksichtigt ist in dieser Rechnung, dass Lehrer/innen in den Ferien zumeist erhebliche Arbeit mit nach Hause
nehmen.
Arbeitszeit endlich senken!
Lehrer/innen bekämen ständig neue Aufgaben, Pflichtstunden seien dagegen nicht reduziert worden. Die Gesundheitsrisiken seien immens. „Hier brauchen wir dringend Entlastungen“, die Arbeitszeit
müsse endlich gesenkt werden, forderte Laura Pooth, Vorsitzende der GEW Niedersachsen in ihrem Kommentar „Arbeitszeit endlich senken!“ zur Studie.
Alle Studien, gleich welche Methoden angewendet wurden, zeigten ein klares Ergebnis: Lehrkräfte arbeiten erheblich zu viel und es existiert ein riesiger Berg nicht sichtbarer Überstunden –
ohne Bezahlung, ohne Zeitausgleich, vielfach ohne Perspektive auf Besserung. Denn als zweites Ergebnis der Analyse von Thomas Hardwig und Frank Mußmann zeigt sich, dass der relative Anteil an
Unterricht (an der Gesamtarbeitszeit) tendenziell kleiner wird und der unsichtbare Teil der Arbeit größer, stellt Pooth klar und fordert deshalb, dass es keinen Aufschub mehr geben
darf: „Die Fakten liegen auf dem Tisch. Immer und immer wieder bestätigt und an keiner Stelle widerlegt. Die Lehrkräftearbeitszeit muss gesenkt werden. Angesichts der Tatsache, dass die
außerunterrichtlichen Tätigkeiten zunehmen und diese aber keinesfalls beschnitten werden können, weil sonst die Qualität der Arbeit und der selbst gestellte Professionsanspruch leiden, ist es
umso dringender, die Unterrichtsverpflichtung zu senken.“
>> Link zur Studie:
Zeiterfassungsstudien zur Arbeitszeit von Lehrkräften in Deutschland
Konzepte, Methoden und Ergebnisse von Studien zu Arbeitszeiten und Arbeitsverteilung im historischen Vergleich
Expertise im Auftrag der Max-Träger-Stiftung
Von Thomas Hardwig, Frank Mußmann – unter Mitwirkung von: Stefan Peters, Marcel Parciak
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