Eine haarsträubend schlechte Umsetzung bereits in der Pilotphase eines von Anfang an heftig kritisierten vereinheitlichtem Schulreifetests, gibt erneut Anlass zum Ärger über und zum
Zweifel an der Qualifikation mancher Entscheidungsträger*innen im Bildungsministerium und der Bildungsverwaltung.
Es ist gut, wenn die besten im Bildungsbereich beschäftigten Menschen in der Klasse stehen und unterrichten. Lehrer*innen eben. Aber auch beim Personal in der Bildungsverwaltung wäre wichtig, auf
die erforderliche Qualifikation zu achten. Das wird offensichtlich nicht immer mit der der Bedeutung und den weitreichenden Auswirkungen ihrer Tätigkeiten gebotenen Gründlichkeit verfolgt.
Konkret geht es um die aktuell durchgeführten Einstufungstests an einigen Schulen in der Pilotphase. In Zukunft, ab dem Schuljahr 2021, wird die Überprüfung und Beurteilung der Schulreife mit
bundesweit einheitlichen Tests erledigt. „Geprüft“ werden sollen die 5-jährigen Kinder vorzugsweise mittels Testprogramm auf einem Tablet oder ausnahmsweise analog auf Papier.
Zu schwere Aufgaben, Messung der Defizite statt Potenziale und Zeitdruck
Wie die kleinezeitung.at heute berichtet, seien einige Aufgaben des Einstufungstests für Fünfjährige viel zu schwierig. Mit fatalen Folgen. Denn das Einstufungsprozedere ist der erste direkte
Kontakt der Kinder mit der Schule. Heftige Kritik kommt deshalb sowohl von Eltern als auch von Lehrer*innen. Ärgerlich und unverständlich sei, dass die Kinder nicht positiv und freudvoll auf die
Schule vorbereitet, sondern durch teilweise Überforderung bereits beim ersten Schulkontakt demotiviert werden. „Es werden keine Potenziale gemessen, sondern nur Defizite“, es gebe „Zeitdruck und
zu schwere Aufgaben. Früher gab es eine entspannte Gesprächssituation zur Feststellung der Schulreife, jetzt muss das Kind nur passiv auf die Aufgaben am Tablet reagieren.“ wird der Kleinen
Zeitung berichtet.
Fünfjährige Kinder müssen zum Beispiel folgende Frage beantworten: „Poldis Opa ist 73 Jahre alt. Wie alt ist er im nächsten Jahr?“ Oder in einer Zahlenreihe (53 – 500320 – 532 – 52 – 523 – 50023)
die Zahl 523 erkennen.
Zweifel an der Qualifikation der Entwickler des Screenings
Karin Landerl, Entwicklungspsychologin, die laut Kleiner Zeitung das Screening entwickelt hat, fällt auf die Kritik nichts Besseres ein, als darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Pilotphase
handelt. Das ist allemal zu wenig, um die wohl berechtigten Zweifel an ihrer Qualifikation zu zerstreuen. Ganz im Gegenteil.
Beschwichtigungsministerium
Das Bildungsministerium versucht inzwischen zu beschwichtigen. „Poldi“, wie das Programm verniedlichend genannt wird, werde selbstverständlich weiterentwickelt. Die App sei nur eine Hilfestellung
für die Direktor*innen zur Feststellung der Schulreife, was nach Freiwilligkeit klingt. Ist es aber nicht, ab 2021 ist der Einsatz verpflichtend.
ubg.at, ms, ps
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