Leserbrief von Dr. Gerhard Pušnik

Das Bildungskonzept der IV ist weder neu noch innovativ, es ist klar gegen ein gutes, öffentliches Schulsystem gerichtet und lenkt von den realen Problemen ab. In Österreichs Schulen arbeitet
eine große Zahl von engagierten und (noch) motivierten LehrerInnen. Sie versuchen, die SchülerInnen nach bestem Wissen zu fördern und zu fordern. Ein Befund, der auch nicht neu, aber an der IV
vorbeigegangen ist: es kommt über weite Strecken auf die Persönlichkeit der Lehrenden und die positive Beziehung zu den SchülerInnen an.
Lehrende kommen allerdings zunehmend durch zwei Entwicklungen unter Druck und werden in ihrer Arbeit beeinträchtigt: einmal durch unausgegorene und schlecht vorbereitete Reformvorhaben, wie die
teilzentrale neue Reifeprüfung, Oberstufenreform, NMS und – was sich gravierend auf die Qualität des Unterrichtens auswirkt –‐ durch eine radikale Sparschiene. An Bundesschulen ist praktisch für
nichts mehr Geld da: für Freifächer und kleinere Gruppen sind keine Stunden da, entgegen anderslautenden Gerüchten gibt es keine Zulagen, Prüfungsgebühren wurden radikal gekürzt, die
Vorbereitungszeit zwischen mündlicher und schriftlicher Matura wird halbiert, für Fahrtkosten gibt es schon seit Monaten kein Geld mehr, für längst nötige Erweiterungen und Gebäudesanierungen
keinen Cent, die bauliche und räumliche Situation an den Oberstufenrealgymnasien in Vorarlberg ist z.T. haarsträubend. Die von uns schon lange geforderte psychologische Unterstützung ist in
weiter Ferne. Das alles zusammen bleibt nicht ohne Folgen: Schlechte Rahmen–‐ und Arbeitsbedingungen produzieren selbstverständlich auch Probleme, auch davor können wir unsere Augen nicht
verschließen.
Es stimmt: die Ausgaben für Bildung sind in Österreich (eines der reichsten Länder der Welt) gemessen am BIP rückläufig. Die Aussichten, dass sich an den Bedingungen für LehrerInnen und
SchülerInnen etwas ändert, stehen schlecht. Außer, wir sagen den dafür Verantwortlichen endlich einmal klar: So machen wir nicht weiter! Nicht mit uns! Die Verantwortlichen sind leicht
auszumachen. Wir haben eine Bundesregierung, eine rote Unterrichtsministerin und einen schwarzen Finanzminister, die den neoliberalen Sparkurs verantworten. Und wir haben eine schwarz dominierte
GÖD, die diesem Sparwahn im Bildungsbereich nichts entgegensetzt und ein miserables neues Dienstrecht akzeptiert. Ich meine, wir sollten parteiunabhängige Personal–‐ und
GewerkschaftsvertreterInnen stärken.
Dr. Gerhard Pušnik
VLI–‐Vorarlberger