Presseaussendung:
Österreichisches Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung
Am 22. Februar wurden die Ergebnisse der Bildungsstandards Mathematik, 4. Schulstufe verkündet. Oberösterreichs Schüler/innen schnitten nach den Salzburger und burgenländischen Viertklässlern am
besten ab. Während in Österreich 82 Prozent der Schüler/innen der 4. Klasse Volksschule die Bildungsstandards erreichen oder übertreffen, sind es in Oberösterreich 85 Prozent. Vor allem der
Anteil der Spitzenschüler/innen, also jenen Schülerinnen und Schülern die die Bildungsstandards übertreffen, liegt mit 18 Prozent am höchsten von allen Bundesländern (gemeinsam mit Salzburg und
Steiermark).[1]
Ob Bildungsstandards, PISA oder Zentralmatura: Oberösterreich liegt immer ganz vorne
Und nicht nur bei diesen Überprüfungen sind Oberösterreichs Schüler/innen bei den Besten, sondern auch bei fast allen anderen Tests:
- Bildungsstandards Mathematik, 8. Schulstufe (2017): Bester Punktewert aller Bundesländer, die meisten Schüler/innen auf der höchsten Kompetenzstufe „Bildungsstandards übertroffen“[2]
- Bildungsstandards Mathematik, 4. Schulstufe (2013): Bester Punktewert aller Bundesländer, die meisten Schüler/innen auf der höchsten Kompetenzstufe „Bildungsstandards übertroffen“ (gemeinsam
mit NÖ)[3] - Bildungsstandards Deutsch, 8. Schulstufe (2016): Bester Punktewert aller Bundesländer, hat mit anderen Bundesländern die meisten Schüler/innen auf der höchsten Kompetenzstufe[4]
- PISA-Studie (2015 gab es eine spezielle OÖ-Auswertung):[5]
-
- Mathematik: OÖ-Punktewert signifikant über Österreich- und OECD-Schnitt; Anteil der Spitzenschüler/innen ebenfalls über Österreich- und OECD-Durchschnitt
- Naturwissenschaft: OÖ-Punktewert signifikant über Österreich- und OECD-Schnitt
- Standardisierte Reife- und Diplomprüfung (schriftliche Klausuren):[6]
-
- Bei den vergangenen vier Durchgängen gab es in OÖ in Mathematik in jedem einzelnen Jahr die meisten „Sehr Gut“ (zum Teil mit erheblichem Abstand zu den anderen Bundesländern) und
immer die wenigsten „Nicht Genügend“ - Auch in Englisch sind die oberösterreichischen Schüler/innen immer ganz vorne dabei: So erhalten sie die meisten „Sehr Gut“ (nach Wien) und die wenigsten „Nicht Genügend“ (von allen
Bundesländern) - In Deutsch liegen Oberösterreichs Maturantinnen und Maturanten üblicherweise im oberen Drittel (Ausnahme 2017)
- Bei den vergangenen vier Durchgängen gab es in OÖ in Mathematik in jedem einzelnen Jahr die meisten „Sehr Gut“ (zum Teil mit erheblichem Abstand zu den anderen Bundesländern) und
Was sind NICHT die Gründe für die hervorragenden Ergebnisse?
Woran kann es nun liegen, dass Oberösterreichs Schüler/innen über alle Schulstufen hinweg so gut abschneiden? Dr. Claudia Resch vom Österreichischen Zentrum für Begabtenförderung und
Begabungsforschung (ÖZBF): „Laut Bildungsforschung[7] gelten in Österreich üblicherweise folgende Regeln: Je höher der Akademikeranteil bei den Eltern, desto besser die durchschnittlichen
Leistungen. Je höher der sozioökonomische Status, desto besser die durchschnittlichen Leistungen und je weniger Kinder mit Migrationshintergrund, desto besser die durchschnittlichen Leistungen.
Oberösterreich scheint hier aber offenbar die Ausnahme von der Regel zu sein.“
Denn[8]:
- Der Akademikeranteil bei den Eltern ist mit 24 Prozent am niedrigsten von ganz Österreich.
- Beim regionalen Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner liegt OÖ an 5. Stelle.[9]
- OÖ hat den dritthöchsten Anteil (18 %) an Kindern mit Migrationshintergrund (nach Wien und Salzburg).
- Auch wird nicht mehr Geld in die Volksschulen investiert. In OÖ liegt der Finanzaufwand pro Volksschüler/in bei 7.604 Euro, in Österreich im Schnitt um 444 Euro höher (bei 8.048 Euro).
- 29,2 Prozent der Schüler/innen der 4. Klasse Volksschule wechseln in OÖ ans Gymnasium, im Österreichschnitt sind es 36,8 Prozent.
Was KÖNNTEN die Gründe sein – Blasmusik oder Begabtenförderung?
Es muss also andere Gründe geben, wieso Oberösterreichs Schüler/innen durchwegs so gut abschneiden:
- Vielleicht liegt es an der Lehramtsausbildung in Oberösterreich (wobei traditionell viele angehende oö. Lehrer/innen an der Universität Salzburg studieren)?
- Vielleicht auch daran, dass in keinem Bundesland der sekundäre Sektor (Industrie) so groß und der tertiäre Sektor (Dienstleistung) so klein ist wie in Oberösterreich?[10]
- Vielleicht liegt es aber auch an der Blasmusik? In keinem anderen Bundesland gibt es – im Verhältnis zur Bevölkerung – mehr Blasmusikkapellen.[11]
„Vielleicht – und ich halte das tatsächlich nicht für so abwegig – liegen die guten Ergebnisse auch an der sehr gut ausgebauten Begabtenförderung in Oberösterreich“, so Dr. Claudia Resch von
ÖZBF. „Oberösterreich ist hier österreichweit führend und investiert mehr als alle anderen Bundesländer zusammen.“ Insgesamt standen laut Landeshauptmann Thomas Stelzer für die Begabtenförderung
in OÖ jährlich rund 590.000 Euro zur Verfügung, 320.000 Euro steuert(e) das Bildungsressort bei (Stand 2016). Im Talentezentrum in Linz stehen fünfzehn Ansprechpartner/innen zur Verfügung, im
ganzen Bundesland sind zwanzig Talentecoaches unterwegs, die wöchentlich für zwei Stunden für Begabtenförderung in der Bildungsregion zuständig sind.[12]
Dr. Claudia Resch vom ÖZBF: „Als nationales Zentrum haben wir einen guten Überblick über die Aktivitäten in ganz Österreich. Und Oberösterreich sticht hier einfach hervor. Das eine sind die
finanziellen Mittel, die einzigartig sind. Das andere scheint aber vor allem die Einstellung zum Thema zu sein. Hier merken wir im Besonderen drei Unterschiede: Erstens: Jede Lehrperson in der
Volksschule muss sich in Oberösterreich mit dem Thema auseinandersetzen. Zweitens: Begabtenförderung ist auch bei den Eltern bekannt. Drittens: Begabtenförderung und Begabung sind nicht zuletzt
durch das klare Bekenntnis der Landesregierung durchwegs positiv besetzt und haben nicht das Stigma von elitär. Es wird geschätzt, wenn man in etwas sehr gut ist. Und diese Einstellung könnte
sich durchaus auf alle Schülerinnen und Schüler niederschlagen.
Für die Bildungspolitik wäre es nicht nur spannend, sondern auch sehr wichtig herauszufinden, worauf die sehr guten Ergebnisse von Oberösterreichs Schülerinnen und Schüler tatsächlich
zurückzuführen sind. Irgendetwas läuft in Oberösterreich offenbar sehr gut. Hier bräuchte es unseres Erachtens nach dringend entsprechende Forschung.“
Das Österreichische Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung ist die bundesweite Institution zur Entwicklung der Begabungs- und Exzellenzförderung in Österreich und unterstützt
Personen, Institutionen und Initiativen, die Begabungen fördern. Es wurde 1999 gegründet und wird von BMBWF finanziert.
Das ÖZBF vertritt einen ganzheitlichen und systemischen Ansatz der Begabungs- und Exzellenzförderung, der alle Bildungsinstitutionen – Kindergarten, Schule, Hochschule genauso wie Elternhaus,
Wirtschaft und Gemeinde − einschließt. Nur so kann kontinuierliche Begabungsentwicklung gewährleistet werden.
Wir arbeiten an: Strategien und Konzepten, Schulqualitätsentwicklung, Professionalisierung von Pädagoginnen und Pädagogen, Curricula, Begabungsforschung, Pilotprojekten, Netzwerken und
Kooperationen, Tagungen und Kongressen, Information und Bewusstseinsbildung.
Mehr Informationen unter: www.oezbf.at
- BIFIE (2019). (Hrsg.). Standardüberprüfung 2018. Mathematik, 4. Schulstufe. Bundesergebnisbericht. Salzburg: BIFIE.
-
Schreiner, C., Breit, S., Pointinger, M., Pacher, K., Neubacher, M. & Wiesner, C. (2018). (Hrsg.). Standardüberprüfung 2017. Mathematik, 8. Schulstufe.
Bundesergebnisbericht. Salzburg: BIFIE. - Schreiner, C. & Breit, S. (2014). (Hrsg.). Standardüberprüfung 2013. Mathematik, 4. Schulstufe. Bundesergebnisbericht. Salzburg: BIFIE.
- Breit, S., Bruneforth, M. & Schreiner, C. (2017). (Hrsg.). Standardüberprüfung 2016. Deutsch, 8. Schulstufe. Bundesergebnisbericht. Salzburg: BIFIE.
- Breit, S., Salchegger, S. & Suchań, B. (2017). (Hrsg.). PISA 2015. Ergebnisse aus Oberösterreich. Salzburg: BIFIE.
-
BMBF (2015). Ergebnisse der schriftlichen standardisierten Reifeprüfung 2014/15 an AHS. https://bildung.bmbwf.gv.at/ministerium/vp/2016/20160509.html; BMBF
(2016). Ergebnisse der schriftlichen standardisierten Reifeprüfung aus dem Haupttermin 2015/16 für AHS, https://bildung.bmbwf.gv.at/ministerium/vp/2016/20160628_ahs.pdf?6ar4p4; Bönisch, M.
& Zheng, J. (2018). Standardisierte Reife- und Diplomprüfung (SRDP): Haupttermin 2016/17. Wien: Statistik Austria; BMBWF (Juni 2018). Vorläufige Ergebnisse der standardisierten
schriftlichen Reife- und Diplomprüfung: Haupttermin 2017/18. https://bildung.bmbwf.gv.at/ministerium/vp/2017/20170626.html. -
Oberwimmer, K., Bruneforth, M., Siegle, T., Vogtenhuber, S., Lassnigg, L., Schmich, J., Gumpoldsberger, H., Salchegger, S., Wallner-Paschon, C., Thaler, B.,
& Trenkwalder, K. (2016). Indikatoren D: Output – Ergebnisse des Schulsystems. In M. Bruneforth, L. Lassnigg, L., S. Vogtenhuber, C. Schreiner & S. Breit (Hrsg.), Nationaler
Bildungsbericht Österreich 2015, Band 1. Das Schulsystem im Spiegel von Daten und Indikatoren (S.129-194). Graz: Leykam. -
Zahlen aus Schreiner, C., Breit, S., Pointinger, M., Pacher, K., Neubacher, M. & Wiesner, C. (2018). (Hrsg.). Standardüberprüfung 2017. Mathematik, 8.
Schulstufe. Bundesergebnisbericht. Salzburg: BIFIE. - WKO (Februar 2019). Basisdaten für Österreichs Bundesländer. wko.at/statistik/bundesland/basisdaten.pdf
- Ebd.
- Österreichisches Blasmusikverband (2018). ÖBV Jahresbericht 2017. Spittal/Drau: ÖBV.
-
Präsentation der Sommerakademie für hochbegabte Schülerinnen und Schüler (2016). Unterlagen zur Pressekonferenz am 4. Juli 2016.
https://www.thomas-stelzer.at/praesentation-der-sommerakademie-fuer-hochbegabte-schuelerinnen-und-schueler/
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