Leserbrief (Originalfassung) von Mag. Christopn Maria Handlbauer zu OÖN (03.12.15):
Deutschpflicht an Schulen: „Ausblenden der Muttersprache ist der falsche Weg“
Mit Freude habe ich als ehemaliger Deutschlehrer in den OÖN heute (Seite 1 und 23) gelesen, dass der designierte Nachfolger als LH für OÖ, Thomas Stelzer (ÖVP), gestern vor 4500 Pädagogen des
Christlichen Lehrervereines endlich forderte, dass auch in Schulpausen von oö. Schülerinnen und Schülern nicht mehr muttersprachlich, sondern nur mehr hochdeutsch gesprochen werden darf. Noch
erfreuter war ich, dass mein ehemaliger Vorgesetzter als Lehrer, LSR für Oberösterreich und CLV-Chef Fritz Enzenhofer, eine diesbezüglich positive Umsetzung versprach.
Ich bitte die Verantwortlichen, diese per Akklamtion von großen Teilen von 4500 PädagogInnen des CLV beschlossenen Ideen ehestmöglich durch einen Gesetzestext umzusetzen und diesen
Text gemäß der UN-Charter (Gleichheitsgrundsatz) wie folgt zu formulieren:
„Der oberösterreichische Landtag hat mit sofortiger Wirkung beschlossen, dass in oberösterreichischen Schulen auch in den Pausen nicht die Muttersprache, sondern nur mehr hochdeutsch
gesprochen werden darf. Dies betrifft besonders die Sprachen Farsi, das Mühlviertlerische, alle arabischen Sprachen und alle Innviertler Dialekte, bosnisch und das Traunviertlerische, Englisch
und das Mostviertlerische, den Slang von Kalkutta, Buenos Aires und den von Linz/ Steyr/ Wels, weiters ungezählte Sprachen dieser Welt wie das Helfenbergerische Tarockdeutsch und die raffinierte
nordkoreanische Revoutionssprache.
Alle Schülerinnen und Schüler in OÖ werden vom LSR für OÖ, Fritz Enzenhofer, dringend darauf hingewiesen, dass bei Nichteinhaltung dieses Gesetzesbeschlusses des oö. Landtages mit aller
Konsequenz nichts passieren wird.“
So erfreulich – gerade in der Adventszeit – das diesbezügliche christliche Engagement der erfahrenen PädagogInnen des CLV ist, muss ich als Historiker auf einen dramatischen Fall aufmerksam
machen, der sich am 7. Mai 1968 in Linz im Pausenhof des BG Khevenhüllerstraße abspielte und wenig bekannt sein dürfte:
Der damals 12-jährige Fritz Enzenhofer, geb. 1956 in Traun, Sohn eines Fleischhauers und einer Sekretärin, sagte an diesem sonnigen Tag um ca. 10 Uhr zu einem Klassenkollegen im
Pausenhof:
„He Oida, bist du deppert. Jetzt hot mei Mama vergessen, dass`ma an Himbeersprudel mitgibt, weu`s in da Fruah die Sau nu ab´gstochn haum. Ich hob so an Durscht, geh, loss mi bei dir
mitsaufn“.
Der solcherweise angesprochene Mitschüler verstand Fritz Enzenhofer nicht, da er nur hochdeutsch konnte. Aus Mimik und Gestik seines Schulkollegen befürchtete er einen tätlichen Übergriff von
dessen Seite und lief davon.
Zwei Stunden später dehydrierte Fritz Enzenhofer im Klassenzimmer und wurde von seiner Mama von der Schule abgeholt.
Am Abend desselbigen Tages sagte Fritz Enzenhofer zu seiner älteren Schwester, mit der er damals ein Zimmer teilte:
“ He Oide, bist du deppat, is mir schlecht. Jetzt hob i drei Liter Himbeersprudel trunken. Mir is so schlecht, dass i glei spioebn muaß, mia is schlecht wia da Sau. Schnöll, hoi ma an
Kübi.“
Die Schwester, der Trauner Muttersprache nicht mächtig, da sie nur hochdeutsch verstand, glaubte, dass ihr jüngerer Bruder sie gebeten habe, das Licht auszumachen.
Das tat sie auch.
Zwei Minuten später kotzte der 12-jährige Fritz Enzenhofer in sein Bett und auf den Teppich des Fußbodens. Der herbeigelaufene Vater fürchtete, dass sein Sohn Fritz, auf den er sehr stolz
war, erstmals mit Alkohol in Berührung gekommen sei. Ein Alkoholtest verlief negativ.
Von der besorgten Mutter darauf angesprochen, was denn der Grund für sein momentanes Unwohlsein sein könne, antwortete Fritz, dass er heute bei seinem Mitschüler Ali von einem Kebab abgebissen
habe. Vielleicht sei das Fleisch schlecht gewesen.
Darauf der Vater: „Bua, bitte pass ma auf mit de Ausländer. Do waasst nie, wos drinnen is.“
Darauf die Mutter: „Wos ist eingentlich a Kebab?“
Mit freundlichen Grüßen
Mag. Christopn Maria Handlbauer, Engerwitzdorf
Momentan Deutschlehrer von sechs SyrierInnen, zwei Afghanen (Vater und Sohn) und einer Iranerin aus Isfahan in Gallneukirchen /Mühlviertel.
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