Vor einem Monat sagte Bildungsminister Heinz Faßmann in einem Kurier-Interview:

Ein Kopftuchverbot in der Schule sei „ein Fall fürs Parlament“ und er wolle eine „breite Diskussion“ und einen „gesellschaftspolitischen Konsens“. (siehe: „Faßmanns Krampf mit der Abarbeitung der türkisblauen TODO-Liste“)

 

Nun aber bremst ihn nicht nur Strache, sondern auch die eigene Partei aus und will das Gesetz schnell durchs Parlament peitschen.

 

In der Plenarsitzung kommende Woche ist das Kopftuchverbot in Kindergärten Thema. Aber Strache will mehr. Nun will er ein Kopftuchverbot auch in der Schule (Volksschule und SEK I) für Mädchen bis
zum 10. Lebensjahr umsetzen. Er wolle die Mädchen „schützen“.

 

Geht es den Regierungsparteien mit dem Kopftuchverbot im Kindergarten und in der Schule wirklich um das Wohl der Mädchen? Oder macht Strache damit in der Bildungs- und Integrationspolitik
Symbolpolitik, wo Sachpolitik dringend erforderlich wäre? In Österreich kann wohl mit Sicherheit von einem breiten gesellschaftlichen Konsens ausgehen, dass es ein Kopftuchzwang für kleine Kinder
in unserer Gesellschaft nicht geben darf. Aber gibt es das „Problem“ überhaupt? Und außerdem, kann ein Kopftuchverbot in der Schule als Einzelmaßnahme eine ernsthafte Integrationspolitik
ersetzen? Mit Sicherheit nicht.

 

Die Opposition ist von der Sinnhaftigkeit dieser Einzelmaßnahme wenig überzeugt.

Entsprechend argumentiert auch die Opposition. Eine Einzelmaßnahme löse keine Probleme, meint zum Beispiel SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid. Deshalb fordert sie von der Regierung ein
Gesamtpaket ein. Etwa mehr Lehrer_innen und Unterstützungspersonal an Brennpunktschulen. Im Bildungsbereich und der Integration habe die Regierung aber bisher vor allem schmerzliche Kürzungen
vorgenommen, so Hammerschmid.

Die Opposition, deren Zustimmung es für ein Gesetz im Rahmen des Schulunterrichtsgesetzes (Zweidrittelmehrheit) braucht, ist also skeptisch und von der Sinnhaftigkeit dieser Einzelmaßnahme wenig
überzeugt.
NEOS Bildungssprecher Douglas Hoyos: „Sobald sie ihn auch uns zeigen“, werden sich die NEOS den Gesetzesvorschlag der Regierung anschauen. „Es ist jedenfalls bezeichnend, dass ÖVP und FPÖ wieder
einmal zuerst an die Öffentlichkeit gehen, bevor sie mit dem Parlament in einen Dialog treten“. Vor allem mahnt Douglas Hoyos aber zur Vorsicht mit Bekleidungsvorschriften und -verboten. In einer
liberalen Demokratie sei eine solche Maßnahme immer kritisch. Vor allem müsse hier die verfassungsrechtliche Komponente geprüft werden.


Barbara Gessmann-Wetzinger: „Ich wünsche mir eine Welt in der alle, so sein dürfen, wie sie wollen – solange sie anderen nichts zu leide tun.“
In dieselbe Richtung gehen auch die Überlegungen von Barbara Gessmann-Wetzinger, Vorstandsvorsitzende der ÖLI-UG:
„Warum soll sich ein kleines Mädchen nicht so zeigen dürfen, wie ihre Mama – mit Kopftuch?
Der Wunsch der Freiheitlichen, das Kopftuch in Kindergarten und Volksschule zu verbieten, ein Wunsch der offensichtlich von der ÖVP unterstützt wird, verstößt für mich gegen etwas, das mir ein
Grundrecht scheint – das Recht darauf, anders zu sein.
Wo beginnt das unerwünschte Anderssein? Bei der Kleidung, beim Denken, beim Fühlen?
Ich wehre mich gegen jeden Ansatz, der die Vielfalt begrenzt. Ich wünsche mir eine Welt in der alle, so sein dürfen, wie sie wollen – solange sie anderen nichts zu leide tun.
Ich wünsche mir eine bunte Welt, die Vielfalt als Chance sieht.
Ich wünsche mir eine Politik, die sich dafür engagiert, dass alle Kinder beste Bildungschancen erhalten.
Bildung ist die beste Hilfe zur Selbsthilfe.
Die Emanzipation der europäischen Frauen in den letzten Jahrzehnten hat das bewiesen.“


ms