Deutschförderklassen: 15% der Schüler_innen können zurück in die Regelklassen. Das ist nicht viel und löst die wahren Probleme nicht.

865 Kinder weniger in Deutschklassen, titelt der ORF-Wien. Die seit
Herbst bestehenden Deutschförderklassen zeigen offenbar Wirkung. Eine erste Bilanz ergibt, dass sich rund 15 Prozent der betroffenen Kinder so verbessert haben, dass sie wieder am regulären
Unterricht teilnehmen können.

 

Die wirklichen Probleme und Übel separierter Deutschförderklassen stehen im Kleingedruckten

„Wer nur die Überschriften und den Lead des ORF-Wien Artikels liest, muss den Eindruck bekommen, die Sprachförderung habe sich tatsächlich verbessert. Die wirklichen Probleme und die wahren Übel
der von Bildungsminister Faßmann neu eingeführten getrennten Deutschförderklassen, stehen dann im Kleingedruckten“, ärgert sich Gerhard Pušnik (ÖLI-UG).

Das freut die schwarzen Bildungspolitiker_innen
Das freut die schwarzen Bildungspolitiker_innen allen voran Bildungsminister Faßmann. Endlich gibt es etwas Positives von der „neuen“ Bildungspolitik zu berichten. Die großen Probleme und die
kritischen Stimmen verschweigt man wie gewohnt schamlos.
Und freudig auf schwarz-türkiser Linie befindet sich auch die Mehrheitsfraktion (fcg) in der Lehrergewerkschaft, die offensichtlich nur den Titel und die ersten beiden fettgedruckten Zeilen im
ORF-Wien Artikel gelesen hat. Groß muss die Freude der wackeren schwarzen Gewerkschafter sein, so groß, dass ein FCG-Funktionär der Bundesleitung der AHS-Gewerkschaft in der GÖD auf Facebook
seiner Freude ungebremst Ausdruck verlieh: Was haben die Gegner der Deutschförderklassen nicht für Horrorszenarien an die Wand gemalt, nun bleibt ihnen nur mehr zähneknirschend zuzugeben, dass
sich die Situation „zumindest nicht verschlechtert hat“.

Wenig aussagekräftige Zahlen und Säumigkeit des Bundes
Weiterhin keine Freude mit den separaten Deutschförderklassen hat der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer. Die aktuellen Zahlen seien wenig aussagekräftig und die vorgesehenen dringend
benötigten Begleitmaßnahmen durch den Bund stünden immer noch nicht zur Verfügung. „Wir wissen, dass leider heuer 120 Lehrerinnen und Lehrer weniger vom Bund zur Verfügung gestellt wurden. Hier
gibt es einen großen Bedarf an zusätzlichem Personal“, zeigt sich Himmer in einem „Wien heute“-Interview wenig erfreut über aktuelle Situation in der Sprachförderung.

Separate Deutschförderklassen: Kein Unterschied zum früheren integrativen Modell, dafür mit argen Nebenwirkungen
Die aktuellen Zahlen ändern nichts an der grundlegenden Kritik an den Deutschförderklassen, stellt Himmer klar. Das frühere integrativen Sprachförderungsmodell, bei dem die Kinder in der Klasse
verbleiben konnten, habe gut funktioniert, ohne die negativen Nebenwirkungen der separaten Deutschförderklassen. Himmer: „Im Verhältnis zur Deutschförderung vorher ergibt sich für uns kein ganz
neues Bild. Auch vor den Deutschförderklassen hat es in etwa so viele Kinder gegeben, die nach einem Semester Deutsch so gut gekonnt haben, dass sie dem Unterricht folgen konnten“.
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