Wie berichtet (NOST: Verpflichtender Start der Neuen Oberstufe auf SJ 2021/22
verschoben
) hat am Dienstag dieser Woche der Ministerrat auf Antrag des neuen Bildungsministers Heinz Faßmann beschlossen, den verpflichtenden Start der Neuen Oberstufe auf SJ 2021/22 zu
verschieben und die „Schulverwaltung zu entrümpeln“. Das zweite „Reformvorhaben“, vorerst einmal 57 unnötige Vorschriften zu stoppen und in Folge 1.000 bis 1.200 weitere Verordnungen, Erlässe und
Rundschreiben, zu streichen, nutzt Heidi
Schrodt
im
derStandard
für eine ausführliche und sehr lesenswerte Analyse des Bildungsprogramms: „Erlässe und Verordnungen werden entsorgt, Baustellen im Bildungssystem bleiben“.

Ihr Fazit: Die großen Baustellen bleiben bestehen. Die soziale Ungerechtigkeit unseres Bildungssystems wird nicht in Angriff genommen. Auf die große Reform müssen wir weiterhin
warten.

Selbstverständlich sei eine Befreiung der Schule von sinnlosen und unbrauchbaren Vorschriften zu begrüßen, aber der große Reformbedarf bestehe anderswo. Gegenüber den zahlreichen ungelösten
Problemen im österreichischen Bildungssystems, mute „diese Schwerpunktsetzung etwas seltsam an. Oder, besser gesagt: Gut, das endlich in Angriff zu nehmen, doch als große Reform sollte man die
Maßnahme nicht bezeichnen“, rückt Schrodt diese Maßnahme ins rechte Licht.

In Österreich bestimme wie kaum in einem anderen Land die Herkunft die Zukunft. Die sehr frühe Trennung der Schüler/innen mit zehn Jahren verstärke diese Wirkung. Österreichs Schulsystem
ignoriere die Tatsache, dass Österreich ein Migrationsland ist. Ein Drittel der Schulabgänger/innen könne nicht sinnerfassend lesen. Die soziale Ungerechtigkeit sei bei der Bildung besonders
gravierend. Darauf müsse das Schulsystem endlich konsequent reagieren, fordert die langjährige Direktorin des Gymnasiums Rahlgasse in Wien und Vorsitzende der Bildungsinitiative
BildungGrenzenlos.
Schrodt analysiert das Regierungsprogramm –  schwerpunktmäßig das Bildungsprogramm – hinsichtlich der Lösungsvorschläge zu den oben genannten Problemen. Zusammengefasst: „Nun, es gibt ein
paar positive Ansätze in einem Programm, durch das insgesamt ein seltsam strenger Wind weht, zumindest, was die Diktion betrifft.“ Aber die „großen Baustellen bleiben bestehen. Die soziale
Ungerechtigkeit unseres Bildungssystems wird nicht in Angriff genommen. Auf die große Reform müssen wir weiterhin warten“ …