Für Bildungsminister Heinz Faßmann scheinen bildungswissenschaftliche Erkenntnisse weiterhin kaum richtungsweisend zu sein, er setzt jedenfalls auf jene Wissenschaftler, die im Einklang mit der
hausbackenen Weisheit des Volksempfindens stehen.

 

Im ZIB 2 Interview vom 12. Jänner erklärt er zur Fortführung der Deutsch-Förderklassen: Viele Experten sehen darin eine vernünftige Maßnahme. Das sei ein notwendiger „Crashkurs“ für
nicht-deutschsprachige Kinder. Bumsti! Wer die Experten sind, sagt er nicht!

 

Wenn es dann bei der Beibehaltung der Ziffernnoten in der Volksschule eng mit der Argumentation wird, dann findet der hochverehrte Minister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, dass sich die
Wissenschaft nicht überall einmischen solle. Politik habe schon noch einen Gestaltungsspielraum. Zweifellos feiner als Trump formuliert, inhaltlich aber von gleicher Qualität.

 

Kopftuchverbot: Hinterfragen durch Verbieten

Noch klarer wird die Linie der Faßmannschen Anti-Pädagogik im ZIB 2-Interview, wenn der Herr Bildungsminister beim Thema Kopftuchverbot davon spricht, dass das Verbot ja eigentlich ein
Hinterfragen von kulturellen Traditionen sei. Wie verquer und verbiegsam muss man sein, um Minister zu werden

 

Okay! Verbieten wir doch das Kreuz im Klassenzimmer oder die Cola-Automaten in der Schule oder die Noten oder das Sitzenbleiben. Kulturelle Traditionen gibt es genug, die man verbieten könnte,
wenn man ihre Sinnhaftigkeit hinterfragen will.

 

Im Übrigen: Acht (8!) Fälle der Übertretung des Verbotes habe es letztes Jahr gegeben und keine Anzeige, so ZIB 2-Moderator Martin Thür. Und dafür der Aufwand? Oder sind es so viele Lehrer*innen,
die Verbote nicht als Hinterfragen ansehen?

 

Peter Steiner

 

PS: Eine Schnurre (?) zum Abschluss: Als ich in den 70ger Jahren ins BRG ging, war das Tragen von Jeans verboten. Viele, auch ich, haben das ignoriert. Die Lehrer*innen hat es nicht gestört, wohl
aber den Schulwart, der gern versuchte Schüler (wir waren ein Bubengymnasium) mit Jeans zum Hosenwechsel heimzuschicken. Und als dann Schüler mit langen Haaren in die Schule kamen, war das zuviel
für sein konservatives Weltbild und er schnitt einem Schüler zwangsweise die Haare. Die Folge: ein Prozess wegen Körperverletzung.