Die ÖLI-UG hat neuerlich in einer Aussendung (hier) die für Schulen und Kindergärten Verantwortlichen darauf hingewiesen, dass der 4-Punkte-Plan nicht genügt, um die nicht-impfbaren Kinder (U12) vor einer Infektion zu schützen. Zwei Drittel könnten laut Modellstudien innert drei bis vier Monaten mit Corona infiziert sein. Das Auslaufen der Sonderbetreuungszeit für Eltern erschwert die Situation zusätzlich.

Die ersten nicht-pharmazeutischen Interventionen/NPI werden überhaupt nur bei einer risikoadjustieren Inzidenz von >100 ergriffen. Diese risikoadjustierte Inzidenz gewichtet die Gesundheit Erwachsener stärker als die der Kinder. Erstere können sich impfen lassen, Letztere nicht.

Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) rechnet ab Schulbeginn mit einer deutlichen Zunahme an SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern. Wien erhöht deshalb die Zahl der Kinderintensivbetten und fängt an, Personal für deren Pflege zu schulen (hier). Viele Eltern wissen offenbar nicht um das Risiko für Kinder. Schließlich hieß es lange, dass Kinder und Jugendliche nicht gefährdet seien und Bildungseinrichtungen sicher: Aber 1-2% landen offenbar im Krankenhaus (hier) und ca. 6% bekommen long COVID (hier).

Abwasseranalysen vermögen uns nur einen Überblick über die Gesamtinzidenz im Bezirk zu verschaffen, zeigen aber das Infektionsgeschehen in der einzelnen Schule oder im einzelnen Kindergarten nicht an. Hier bedarf es eines sensitiven Testsystems, wie „Alles Gurgelt“ in Wien.

 

Zwei kürzlich erschienene Studien geben der ÖLI-UG aber recht: Liest man die Publikation zur „Gurgelstudie“ (hier) wird klar, dass Fensterlüftung zusammen mit den „Nasenbohrer“-Tests als NPI nicht ausreichen, um SARS-CoV-2 Infektionen zu verhindern. Darin sind sich unter anderem Michael Wagner, die Top-Virologin Dorothee von Laer, der Lungenfacharzt Bernd Lamprecht und Reinhold Kerbl und Volker Strenger von der ÖGKJ einig. In der Zusammenfassung schreiben die Autoren, dass es z.B. auch Lüftungsgeräte, also mobile Luftreiniger, braucht und sensitivere PCR-Tests. Hier meinen sie aber die Gurgeltests. Aus „Gurgeln“ wurde nun aber „Spülen“. Und das Mundspülen als Abnahmeart hat deutlich niedrigere Sensitivitätswerte, nämlich nur rund 60% (hier). Die sind nicht viel besser als die „Nasenbohrer“-Tests.

 

Und auch das Betreiben von Luftreinigern reduziert die Infektionswahrscheinlichkeit mit Fensterkippen sehr deutlich, z.B. in Verbindung mit Maske um das über 30-Fache, wie dieses Pre-print zur „SARS-CoV-2 Aerosolübertragung in Schulen“ (hier) zeigt. Mehr zu „Sinn oder Unsinn von Luftreinigern“ in der Schule kann der/die Interessierte hier nachlesen.

 

Wir halten die DERZEITIGEN SCHUTZMAßNAHMEN für NICHT GENÜGEND und fürchten, dass es zur Durchseuchung kommen wird!

 

Modellierungsstudien zeigen, dass in 3-4 Monaten mehr als zwei Drittel der unter 12-jährigen Kinder infiziert sein könnten (hier). Insofern dürfte es wieder einmal ein schwieriger Herbst für uns alle werden, insbesondere aber für die Eltern von U12-Kindern. Nicht nur, weil diese nicht impfbar sind, sondern auch, weil die Regelung zur Sonderbetreuungszeit ausgelaufen ist. Und schließlich warnen die Virologin Dorothee von Laer (hier) und der Infektiologe Herwig Kollaritsch (hier) davor, dass wir in eine massive Herbstwelle hineinlaufen, weil die momentanen Maßnahmen einfach nicht ausreichen.