Österreichische LehrerInnen Initiativen ÖLI-UG:


Stellungnahme zur Lehrplannovelle, mit der die Deutschförderpläne in die bestehenden Lehrpläne Eingang finden 

 

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Wir freuen uns, dass wir eine Stellungnahme abgeben dürfen. Die Lehrplanergänzungen finden in weiten Bereichen unsere Zustimmung.
Wir geben zu bedenken, dass Kindern, die erst alphabetisiert werden müssen, mehr Zeit als die vorgesehenen maximal vier Semester zugestanden werden sollte, um ihnen gleiche Chancen wie bereits
alphabetisierten Kindern zu bieten.


Die vorgeschriebenen Testverfahren, sollen erst dann zur alleinigen Bedingung für den Übertritt in die Regelklasse werden, wenn sie entsprechend evaluiert worden sind. In einem Übergangszeitraum
muss die qualifizierte Einschätzung der PädagogInnen vor Ort in die Entscheidung einbezogen werden.


„Wenn das Lehrziel laut gesetzlich vorgeschriebenem Testverfahren von der jeweiligen Schülerin oder dem jeweiligen Schüler nicht erreicht wurde, kann die Deutschförderklasse ein weiteres
Semester…….. besucht werden.“ Diese Formulierung lässt Interpretationsspielraum: Kann oder muss?

 

Die Möglichkeit zweisprachiger Alphabetisierung wird als Vorteil gesehen. Zweisprachige Alphabetisierung kann nur gelingen, wenn zusätzliche muttersprachliche Lehrpersonen den Unterricht in
relevantem Ausmaß begleiten. Wir verweisen dazu auf vom Ministerium selbst Publiziertes: http://www.literacy.at/index.php?id=33


Kooperation mit den muttersprachlichen Lehrpersonen der SchülerInnen wird gefordert und die zeitgleiche Erarbeitung von Themen empfohlen. Realität ist, dass muttersprachlicher Unterricht
freiwillig und deshalb lange nicht von allen SchülerInnen besucht wird. Angesichts der Bedeutung des Mutterspracherwerbs für den Erwerb weiterer Sprachenempfehlen wir begleitend zur Einführung
der Deutschförderklassen die stundenmäßige Aufstockung des muttersprachlichen Unterrichts sowie seine Umwandlung in einen Pflichtgegenstand.


Nicht im Lehrplan zu verankern, aber dringend anzugehen, ist die nötige Qualifizierung künftiger Lehrpersonen in Deutschförderklassen. Die Anforderungen in extrem gemischten (Kinder
unterschiedlichster Sprachen, Kulturen und unterschiedlichstem Alter, alphabetisierte und nichtalphabetisierte Kinder) Klassen werden sehr hoch sein und sollten mit einer angemessenen Zulage
abgegolten werden.

 

Ebenfalls keine Lehrplanfrage, aber ein für den Erfolg der Deutschförderklassen wesentlicher Punkt ist die Frage, wo die Kinder ihre über die 15/20 Stunden hinausgehenden Unterrichtsstunden
verbringen werden. Sind in den Regelklassen der Kinder Plätze für sie freizuhalten?

Für die Österreichischen LehrerInneninitiativen ÖLI-UG,
Barbara Gessmann-Wetzinger, Renate Brunnbauer, Gaby Bogdan – APS
Uschi Göltl – AHS
Gary Fuchsbauer – BHS