von Sabine Helmberger

Freitagmittag, Mitte März. Wie vor jedem Wochenendseminar verfluche ich meine Fortbildungsmotivation, denn wie immer nimmt sie mit dem heranrückenden Datum exponentiell ab. Jetzt, unmittelbar
davor, hat sie ihren absoluten Tiefpunkt erreicht. Aber ich sitze im Zug.

Das Ankommen in Schloss Zeillern, wo die nächsten zwei Tage das ÖLI-UG-Frühjahrsseminar für AHS, BHS und Berufsschulen stattfindet, ist stressfrei. Zwei Einheiten sind heute geplant. Zuerst wird
das Programm gemeinsam festgelegt, danach ist Zeit für Fragen und Schulungsbedarf. Ich habe eine Menge Fragen mitgebracht und mir fest vorgenommen, bei den Antworten nicht verständig zu nicken,
wenn ich es nicht verstehe. Tun als ob und blenden sind in dieser Runde nicht nötig. Jede Nachfrage wird geduldig beantwortet, gerne auch drei Mal.

 

Am nächsten Tag werden in Kleingruppen aktuelle Probleme, Anforderungen und Visionen der einzelnen Schultypen besprochen.


In der AHS sind das: Wie umgehen mit autoritären Direktor*innen? Und der rechtliche Rahmen dazu.  Oder: die Wahlen im Herbst, Aufgaben und Information der PV, Ethik (für alle?), Dienstrecht,
NOST, die neuen Lehrpläne für die Unterstufe etc. Am Nachmittag überlegen wir gemeinsam, wie es gelingen könnte, Kolleg*innen zum Mitmachen zu motivieren.  In einer Zeit, wo die
Gewerkschaftsspitze zum großen Teil aus regierungsfreundlichen „Fraktionsmenschen“ besteht, ist dies umso dringlicher.

 

Unabhängige PV- Arbeit wird von den Kolleg*innen geschätzt


und seit Jahren belohnt, die Wahlergebnisse der ÖLI-UG sind immer besser geworden (nicht nur in Vorarlberg mit fast 80% im BHS-Bereich). Man einigt sich auf die nächsten Schritte, Arbeitsaufgaben
werden übernommen und am Abend wird in gemütlicher Runde bei einem Gläschen noch weiter diskutiert.
Am Sonntag geht es nach dem letzten Programmpunkt wieder heimwärts. Das Tief bei der Anreise ist einem Motivationshoch gewichen, einem Gefühl, dass ich hier richtig bin, dass ich mich hier
einbringen will, dass ich hier was lernen kann und mich ausprobieren darf. Nicht, um „etwas zu werden“, wie mir vor kurzem ein Vorgesetzter nach einer heftigen Diskussion gönnerhaft prophezeite.
Da wäre ich hier falsch. Sondern weil diese Leute wissen, dass sie schon „was sind“ und ihre Arbeit davon geprägt ist.