Dr. Barbara Schöbi-Fink, Vorarlberger Landtagsabgeordnete und ÖVP-Bildungssprecherin, bestätigte dem ORF-Vorarlberg die von der ÖVP geplante Änderung des Kindergartengesetzes. Demnach sollten in
Zukunft auch „Menschen mit einer anderen pädagogischen Ausbildung (wie etwa Sozialpädagogik oder einem fachverwandten Uniabschluss) eine Gruppe leiten dürfen – zumindest zeitlich befristet“. Wie
Schöbi-Fink dem ORF gegenüber betont, führe die Umsetzung dieser Maßnahme zu „keinem Qualitätsverlust“. Das sehen maßgebliche Expert/innen jedoch anders.

Raphaela Keller, Vorstandsvorsitzende des Österreichischer
Berufsverbandes der Kindergarten- und HortpädagogInnen in elementaren bis zu sekundären Bildungseinrichtungen (ÖDHK), nimmt in einem offenen Brief an die Vorarlberger Landtagsabgeordnete dazu
Stellung:

Sehr geehrte Frau Landtagsabgeordnete Dr. Barbara Schöbi-Fink,
 
wie im ORF-Beitrag zu lesen, steht nun auch die Landesregierung
öffentlich zum Mangel an PädagogInnen in elementaren Bildungseinrichtungen Vorarlbergs.

In ganz Österreich besteht dieser Mangel seit vielen vielen Jahren!
Alle Aufrufe, die die Situation verbessern könnten – zum Beispiel statt BAfEP Erwachsenenbildung (Kollegs!!), aktive Begleitung der BerufseinsteigerInnen und aktive Unterstützung für
LangzeitpädagogInnen (KollegInnen zum Kommen UND zum Bleiben motivieren) sowie massive Reformen in der Arbeitssituation (die ja die Bildungssituation der Kinder ist!) – und von vielen kompetenten
Menschen und Organisationen kamen und kommen, werden bundesweit ignoriert, belächelt oder als „nicht finanzierbar“ bezeichnet.
Ihr Vorschlag „Neben Kindergartenpädagoginnen sollen dadurch auch Menschen mit einer anderen pädagogischen Ausbildung (wie etwa Sozialpädagogik oder einem fachverwandten Uniabschluss) eine Gruppe
leiten dürfen – zumindest zeitlich befristet.“ geht aus unserer Sicht am Problem total vorbei.
Natürlich leidet die Qualität!
SozialpädagogInnen arbeiten schon lange kompetent in Horten, doch Elementarpädagogik gehört nicht zur Ausbildung.
Fachverwandte Uniabschlüsse – was soll das sein? SchulpädagogInnen? PsychologInnen? Wo bleiben das Spezifische und die Praxis?
Vielleicht könnten ja auch Mütter (vor allem arbeitslose) eine Kindergartengruppe leiten? Sie haben ja Erfahrung mit zumindest einem Kind und haben (hoffentlich) Herz und Hände für alle Kinder…
(Achtung, Sarkasmus…)
BildungsRahmenPlan umsetzen?
Beobachtungskonzepte erfüllen und entsprechende Bildungsimpulse setzen?
Entwicklungsfenster, Talente, Benachteiligungen, etc. erkennen und dann das Kind dort abholen wo es ist?
Das wollen Sie auf’s Spiel setzen?
Im Namen der PädagogInnen, die in den elementaren BILDUNGseinrichtungen für den Bildungsweg der Kinder tätig sind, ersuche ich Sie, eine andere Maßnahme zur Aufstockung von PädagogInnen zu
setzen! Das kostet Geld. Ja…
 
Mit bildungspolitisch aktiven Grüßen und dem Ersuchen um eine Antwort
Raphaela Keller