„Einerseits werden Leute im Park abgemahnt, andererseits schmeißt der Bildungsminister die größte Coronaparty von ganz Österreich.“ Statement eines HTL-Lehrers.
Schön langsam kommen die ungelösten Fragen rund um den ominösen Matura-Erlass von Minister Fassmann ans Licht. Der Unmut an den Schulen wächst.
Besonders problematisch ist die Lage an HTLs, wo für eine ganze Reihe Maturaklassen große Räume gefunden werden müssen. Statt einer oder zwei Klassen, wie an AHS, HAKs etc. maturieren hier jedes
Jahr bis zu 10 Klassen und mehr.
Ein Stimmungsbild aus einer HTL:
„Zur Matura noch ein paar gesundheitliche/ gewerkschaftliche/PV-Anmerkungen:
Wie soll bei den Klassengrößen der 5. Klassen [in der HTL maturieren die Schüler*innen im 5. Jahrgang. Anm. PSt] im
IT-Unterricht auf ausreichend Abstand geachtet werden? Wir haben 36 SchülerInnen in den 5.Klassen. Wenn wir an der Schule die IT-Räume vollpacken, sitzen die dicht an dicht. Wir KÖNNEN
nicht mal jeden 2. Platz freilassen!
Sollen wir die Klassen dritteln, um ausreichend Platz zu haben? Das bedeutet dann aber auch mehr Unterrichtsstunden und immer noch eine viel zu hohe Ansteckungsgefahr mit 12 SchülerInnen in
einem Raum. An die Schulärztin: Da würde mich auch eine medizinische Einschätzung interessieren.
Das Ganze starten wir 14 Tage vor der Matura, was genau der Inkubationszeit entspricht. Wenn nur EIN positiver Schüler in den Klassen sitzt, fällt die Matura damit ohnehin
aus. Aus meiner Sicht macht für die 5. Klassen – GERADE WEGEN DER MATURA – auch weiterhin nur Fernlehre Sinn. Sie haben die Infrastruktur bereits zu Hause und arbeiten jetzt auch schon so.
Der Unterricht für die 5. Klassen endet offiziell am 30.4. Die Zeit danach ist für die Lehrkräfte UNBEZAHLT. Das mag zwar jetzt nur ein Detail sein, allerdings sehe ich nicht ein, dass trotz
Mehrbelastung durch Fernlehre und Betreuung des Videokonferenzsystems etc. jetzt auch noch im Vorbeigehen unbezahlte Überstunden angeordnet werden.Wir haben auch noch andere Klassen. Diese werden
auch weiterhin per Fernlehre zu unterrichten sein. Hier wird der Eindruck geschürt, dass Fernlehre quasi Ferien sind und jetzt nachgearbeitet werden soll.
Wir sind dem Ministerium in vielfacher Weise mehrere Schritte voraus gewesen, haben in Eigenregie und unangeordnet viele Eigenleistungen außerhalb der Arbeitszeit erbracht und
arbeiten auch weiterhin proaktiv an sinnvollen Lösungen für unsere SchülerInnen. Man kann über Solidaritätsbeiträge reden, aber dann SOLL man auch darüber reden und nicht einfach
drüberfahren.
Lehrkräfte sind kein Selbstbedienungsladen. Auch die jetzige Diskussion führen wir übrigens in den Ferien. Ich rechne sicher nicht jede Stunde nach, und ja, wir sind in einer gesicherten
Position. Bei DIESER zur Schau gestellten IGNORANZ gegenüber jedem sinnvollen Einwand erwarte ich mir aber eine korrekte Abwicklung.
Meine Stimmung: Ich bin zur Zeit ziemlich verärgert wegen der Gleichgültigkeit einerseits gegenüber den uns anvertrauten Jugendlichen aber auch uns als Lehrkräften. Da zählen
antiquierte Initiationsriten und der vermeintliche „Leistungsgedanke“ unserer Neocons in der Regierung mehr als Gesundheit und Solidarität.
Einerseits werden Leute im Park abgemahnt, andererseits schmeißt der Bildungsminister die größte Coronaparty von ganz Österreich.
Mein Ärger bezieht sich NICHT auf unsere Schule, die meiner Meinung nach die Krise extrem verantwortungsbewusst meistert.“
Bild von Vektor Kunst auf Pixabay
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