
Warum die Kompetenzlehrpläne kontraproduktiv sind und man in kürzerer Zeit nicht mehr lehren und lernen kann.
Kommentar von Peter Steiner
Stefan T. Hopmann hat ein Einladung Bundesminister Faßmanns abgelehnt, an der geplanten Lehrplanreform mitzuarbeiten. Hopmann ist nicht irgendwer, sondern Professor für Bildungswissenschaft an
der Uni Wien. Seine Ablehnung begründet er in einem offenen Brief in der Wochenzeitung „Die Furche“ mit dem Schaden, den kompetenzorientierte Lehrpläne der Schule und der Gesellschaft zufügen
können.
Da sind die Einengung auf Wissensinhalte und der Verzicht auf Förderung der Lernfähigkeit und des Gemeinsinns und eine Verminderung der Chancen von Schüler*innen aus sozialen Schieflagen. Sie
können dem Druck, alles können zu sollen, nicht durch genug Ressourcen von daheim ausgleichen bzw. gehören nicht zu denen, „deren Lebenschancen nicht allein von der Qualität der öffentlichen
Schule abhängen“ (Hopmann).
Im Endeffekt erweisen sie sich als sinnlos und kontraproduktiv, weil sie Bildung durch Testung ersetzen. Die Konsequenz: Sie müssen wieder abgeschafft werden, wie jüngst im US-Bundesstaat Maine.
Aber wie immer wird das Scheitern nicht der Schulpolitik angekreidet sondern den Lehrerinnen und Lehrern. Die meisten erkennen den Widersinn und warten einfach bis der Schulbetrieb die Reformen
wieder „ausschwitzt“.
Einen ähnlichen Irrweg geht die Bildungspolitik mit der Einführung der Kompetenz-Lehrpläne in den HTL-Abendschulen und der damit einhergehenden Verkürzung von acht auf sieben Semester. Die
Argumente: eine höhere Attraktivität durch kürzere Ausbildungszeit und größere Ausbildungsqualität. Mehr und bessere Ausbildung in kürzerer Zeit – das geht nicht zusammen.
Nirgendwo anders als in den Abendschulen muss man Übungseinheiten in die Unterrichtszeit hineinnehmen, weil die Berufstätigen daheim einfach keine Zeit für Hausübungen haben. Sie haben Familie
und Freunde und vielleicht gerade noch genug Zeit zum Lernen. Und wenn sie Glück haben, können sie die Dreifachbelastung derzeit ohne Verluste bewältigen. Wenn sie das nicht wollen, kostet sie
das Zeit, wenn sie Module wiederholen. Womit aber die Attraktivität einer „kürzeren“ Ausbildung dahin ist oder war das Ganze sowieso nur eine Augenauswischerei?
Den gesamten offenen Brief Hopmanns könnt Ihr in der Furche nachlesen
oder in Zusammenfassung im ÖLI-Blog „Korb für Faßmann: Stefan T. Hopmann lehnt
Mitarbeit an Lehrplanreform ab“.
Hinterlasse einen Kommentar