Um das Thema „Autorität“ kommen Lehrer*innen und auch Schüler*innen nicht herum. Ob sie das nun wollen oder nicht. Im Schulalltag kann zwar dem Thema bewusst oberflächlich ausgewichen werden,
doch nicht tatsächlich. Warum ausweichen? ….
Rezension von Ilse M. Seifried:
Hilge Landweer (Hg.), Catherine Newmark (Hg.).:
Wie männlich ist Autorität? Feministische Kritik und Aneignung
aus der Reihe Politik der Geschlechterverhältnisse Band 60
ISBN 9783593509938 363 Seiten 39,95 €
Campus 2018
…. Warum ausweichen? Viel mehr lohnt es sich, sich damit zu konfrontieren, es zu analysieren und aufzuarbeiten. Historisch. Persönlich.
Das beginnt schon mit der Unterscheidung, eine Autorität aufgrund der Persönlichkeit / des Sachwissens zu sein oder aufgrund hierarchischer Strukturen, die das Ausüben von autoritärem Verhalten
in Form von Machtbefugnissen zugestanden bekamen z.B. Entscheidungen zu treffen.
Wo finden sich keine hierarchischen Strukturen? Wem nützen diese, wem schaden diese? Wie können sie verändert werden?
Dieses wirklich interessante Buch Wie männlich ist Autorität? stimmt mit der Einleitung der beiden Herausgeberinnen Das Geschlecht der Autorität – Altlasten und feministische Neubestimmungen: Zur
Einführung ins Thema ein.
Dieser schließt sich der Beitrag Luisa Muraro im Gespräch über die Politik des „affidamento“ an. Dann folgen Beiträge aus sozialwissenschaftlicher und historischer an weiters
sozialphilosophischer Perspektive. Gegenwärtige politische Herausforderungen werden angesprochen von der neuen Rechten bis MeToo. Den Abschluss machen drei Beiträge zur feministischen Aneignung
philosophischer Traditionen.
So strukturiert wird der Begriff „Autorität“ als soziale Interaktionskategorie und gesellschaftliches Ordnungsprinzip interdisziplinär beleuchtet und hinterfragt auf der Suche nach der bzw. den
Antworten, wie und mit welchem Ziel und welcher Konsequenz sich Autorität „weiblich“ aus feministischer Sicht denken lässt.
Ich kann mich dem Abschlussgedanken anschließen, der meint, dass die Arbeit am Begriff „Autorität“ notwendig ist sowie die Beschreibung und Analyse von Erfahrungen von Frauen bei der Selbst- und
Fremdzuschreibung von Autorität und schließlich der Entwurf einer veränderten Praxis von Autoritätsbeziehungen.
Ja. Das ist ein wichtiges Projekt für jede im Schulbereich tätige Person. Und das wäre ein sehr wichtiges Forschungsprojekt für das BMBFW bzw. die Bildungsdirektionen.
Ich begebe mich am Ende wieder an den Anfang, zu Luisa Muraro. Sie meint, das Patriarchat liegt in Scherben vor uns und beschert uns die Probleme, die wir gegenwärtig haben, nämlich Terrorismus
und nationalen Populismus. Diese sind, so meint sie, der Widerstand gegen den Zusammenbruch der vermeintlich männlichen Überlegenheit. Um die globalen Probleme lösen zu könne, braucht es ein
anderes, neues Denken und andere Machtverhältnisse!
Auch in der Schule „herrschen“ Machtverhältnisse. Doing Gender reproduziert sich hunderttausende Male unhinterfragt. Spannend ist daher die ambivalente Signatur der Autorität zu entdecken. Es
braucht also ein neues Verständnis von Autorität, das im Zusammenhang mit einem Geschlechterdiskurs noch viel Potential besitzt, das es zu erkennen und umzusetzen gilt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dies ein lesenswertes Buch ist, das viele Impulse zum Reflektieren sowie zum theoretischen Weiterdenken und praktischen Umsetzen gibt!
Ich wünsche diesem Buch viele Leser*innen – auch aus dem Bildungsbereich!
Rezension von Ilse M. Seifried
https://www.i-m-seifried.at/
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