Die Autorin ist Kunst-/Historikerin und publizierte bereits mehrere historische Bücher ( „Gottes mächtige Dienerin“ wurde 2011 für die ARD verfilmt) und konzentriert sich im vorliegenden
Buch auf die vier Frauen, die im Vatikan (St. Peter) neben 148 Päpsten bestattet liegen.
Ihre Namen sind wohl bekannt: Mathilde von Canossa, Charlotte Lusignan-Savoyen, Christine von Schweden und Maria Clementina Stuart. Doch warum und wie kam es dazu, dass ihre Gräber heute dort zu
besuchen sind?
Die Autorin beschreibt die Persönlichkeit und das Leben der vier Frauen. Hier zur Orientierung ein paar Fakten.
* Die Markgräfin Mathilde von Tuszien, aus der Familie Canossa, unterstützte die Päpste gegen den Kaiser im Investiturstreit. Sie war eine geschickte Regentin. Sie stellte ihre Burg (1076/77
„Gang nach Canossa“) für das Treffen zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII zur Verfügung und starb 1115 mit 61 Jahren. Doch erst 1630 erhielt sie im Petersdom ihr Grab.
* Königin Charlotte von Zypern musste ins Exil, da ihr Bruder ihr erfolgreich die Herrschaft streitig machte. Die letzten Jahre lebte sie verarmt in Rom und doch wurde sie von drei Päpsten
unterstützt. Schließlich wurde sie nach ihrem Tod mit königlichen Würden 1487 als erste Frau im Petersdom bestattet.
* Königin Christine von Schweden herrschte zehn Jahre lang, ehe sie zum katholischen Glauben konvertierte und 1654 abdankte und nach Rom zog.
* Prinzessin Maria Clementina aus dem Haus der Sobieski (Polen) heiratete den Stuart James III. und lebte mit ihm im Exil in Rom. Papst Clemens XI war ihr Patenonkel, der ihr nach ihrem Tod 1735
ein Staatsbegräbnis zukommen ließ.
Die Autorin schreibt im Vorwort: „Die spannenden Lebenswege dieser Frauen führen in verschiedene Epochen der letzten 1000 Jahre europäischer Geschichte. … Die Schicksale zeigen die politischen
Umbrüche der Zeit auf: Sie erzählen von Macht und Intrigen, Frömmigkeit und Aufbegehren, von Freundschaft und Verrat, von Armut und Verschwendung sowie von weltlichen und kirchlichen
Herrschaftsansprüchen.“
Die Texte sind dann, so informativ sie auch sind, doch etwas mühsam zu lesen. Die Autorin komprimiert den Text, voll mit Zahlen, Namen, historischen und kunsthistorischen Details und die leider
im klassischen traditionellen Geschichtsstil, d.h. vom dem Blick der Herrschenden aus. Nichts wird kritisch hinterfragt. Die Persönlichkeitsbeschreibungen wirken eindimensional. Mir fehlen Bezüge
zu anderen Frauen ihrer Zeit, den damaligen Rahmenbedingungen für Frauen und vor allem eine Machtanalyse. Letztlich ist auch der Buchtitel unpassend!
lse Seifried
1.6.2019
Schad, Martha: Die Päpste liebten sie
die königlichen Frauen in St. Peter in Rom
Stuttgart, Langen Müller 2018
224 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-7844-3445-2
€ 29,90, Preis eBook: 16,99 EUR
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