Wolfgang Paterno (Hg.): Das erste Mal – Autorinnen und Autoren über ihr erstes Buch
Seiten: 175
Hardcover, SU
€ 22,00
Czernin Verlag 2019
ISBN: 978-3-7076-0679-9
Cover: http://www.czernin-verlag.com/buch/das-erste-mal
Mehr als 90 000 Buchneuerscheinungen auf der Frankfurter Buchmesse jährlich. Die meisten sind von bekannten und etablierten Autor*innen. Wie jedoch steht es um das erste Buch?
Verlage in Deutschland erhalten jedes Jahr eine Vielzahl unaufgefordert eingesandter Manuskripte. Große Buchverlage wie Diogenes, Knaur oder Rowohlt bekommen nach Schätzung von Experten zwischen
3000 bis 6000 unverlangte Einsendungen pro Jahr, doch auch kleinere Verlage erhalten regelmäßig Post von potentiellen Autoren. Die Chancen, dass ein unverlangt zugesandtes Manuskript auch
veröffentlicht wird, gelten als sehr schlecht. Diogenes meldete 2015, man hätte von 9000 solcher Einsendungen in drei Jahren nur einen Roman veröffentlicht. (aus: http://ein-buch-schreiben.com/unaufgefordert-eingesandte-manuskripte/)
2014 stand in der Zeitung (http://derstandard.at/1388651008427/Ein-Algorithmus-fuer-Bestseller) zu lesen: Ob sich eine Neuerscheinung gut verkaufen
wird, lässt sich selbst für Verleger nur schwer vorhersehen – Nun wollen US-Informatiker die Erfolgsformel von Bestsellern geknackt haben. Und weiter: Ein linguistisches Erfolgsrezept für Autoren
bietet die Studie zwar nicht, doch haben die Wissenschafter darin erstmals objektive Kriterien für den Erfolg literarischer Werke entwickelt – was etwas anderes ist als Qualität., meint Adrian
Lobe in diesem Artikel.
Und damit sind wir beim Knackpunkt: Welcher Verlag kann und will es sich leisten, nicht auf die Verkaufszahlen, sondern die Manuskriptqualität zu achten?
Wolfgang Paternos Buch ist zum einen informativ: Welche Erfahrungen machten erfolgreiche Schriftsteller*innen? Wie gelang es ihnen, ihr erstes Buch in einem Verlag zu publizieren? Wie kam es,
dass ihr Manuskript angenommen wurde?
Von J.K. Rowling wissen wir, dass sie zahlreiche Absagen erhielt wie: „Das Verlagshaus Constable & Robinson antwortete vergleichsweise freundlich: „Ich bedaure, dass wir schweren Herzens zu
der Entscheidung gekommen sind, Ihr Buch nicht mit kommerziellem Erfolg veröffentlichen zu können.“ (aus: https://www.sueddeutsche.de/kultu/absage-fuer-robert-galbraith-so-haben-verlage-das-manuskript-von-j-k-rowling-abgelehnt-1.2923557)
Beim Verlag, der dann ihr Manuskript veröffentlichte, kommt auch der Gender-Aspekt ins Spiel: Das Buch sollte nicht unter Rowlings vollständigem Vornamen Joanne erscheinen, da der Verlag
fürchtete, dass Jungen ungern von einer Frau verfasste Bücher lesen würden. Rowling entschied sich daher für die Initialen „J. K.“. Bis heute werden die Harry-Potter-Bände in Großbritannien unter
dem Autorennamen „J. K. Rowling“ verlegt. (aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Joanne_K._Rowling)
Wenden wir uns nun den 10 weiblichen und 20 männlichen österreichischen Schriftsteller*innen zu, die Paterno zu Wort kommen ließ, u.a. Milena Michiko Flasar, Daniel Glattauer, Sabine Gruber,
Klaus Händl, Monika Helfer, Daniel Kehlmann, Anna Kim, Michael Köhlmeier, Robert Menasse, Karin Peschka, Teresa Präauer, Gerhard Roth, Kathrin Röggla, Marlene Streeruwitz, Daniel Wisser.
Wolfgang Paterno versammelt zum anderen in seinem Buch Beiträge von Autor*innen, die speziell für dieses Buch geschrieben wurden. Diese sind ansprechend, dramatisch, witzig, ehrlich, humorvoll,
sachlich und auch literarisch gelungen. Sie in ihrer Vielfalt zu lesen, eröffnet einen Blick in die österreichische Literatur- und Verlagswelt, wie er nur selten möglich ist.
Es werden auch allgemeine Fragen gestellt wie: Was macht eine*n Schriftsteller*in aus? Ab wann bezeichnet sich selbst eine Person als Schriftsteller*in oder wird von anderen so beschrieben? Wie
kommen die ersten Wörter und Sätze auf das Blatt oder in den PC? Wie entwickelt sich ein persönlicher Stil und was bewirken weitere Bücher? Wer nahm welche direkten Wege und Umwege?
Paterno studierte deutschen Philologie, Philosophie und Publizistik und ist seit 2005 Redakteur des Wiener Nachrichtenmagazins profil und veröffentlich z.B. auch im Falter und der Süddeutschen
Zeitung.
Diese Anthologie der Anfänge ist ein gelungenes und empfehlenswertes Buch!
Auch wenn all die Erfahrungen schon Vergangenheit sind so ist vieles unverändert. Es ist für alle lesenswert: Für jene, die selbst schreiben und publizieren (wollen) und jene, die einen Blick in
diese Welt zu werfen wünschen.
Und so ist es auch für Lehrer*innen und Maturant*innen, weil die Beitragslänge von 2 bis 12 Seiten reicht und so als Input in den Unterricht sehr gut geeignet ist!
September 2019
Ilse Seifried
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