An der Universität Wien finden aktuell mehrere Projekte zur Erforschung von Werten in Österreich statt. Dabei sind unterschiedliche Fragestellungen von Interesse, denen in verschiedenen Projekten
nachgegangen wird (siehe Link: https://www.werteforschung.at/ )

o Was sind Werte? Was verstehen wir unter diesem Begriff?
o Welche Rolle spielen Werte heute noch in unserem Leben?
o Wie lässt sich das Zusammenleben von Menschen mit verschiedenen Vorstellungen in Europa gestalten?
o Was ist uns eigentlich wichtig im Leben und welche Erfahrungen prägen uns dabei?

 

Basierend auf den Ergebnissen der im 2018 in Österreich durchgeführten European Values Study Umfrage (Sylvia Kritzinger, Projektleiterin) hat der Forschungsverbund Interdisziplinäre
Werteforschung den Sammelband „Quo Vadis, Österreich?“ verfasst. Der Band behandelt den Begriff „Werte“ aus interdisziplinärer Perspektive (Politikwissenschaft, Theologie, Philosophie, Soziologie
und Psychologie) und deckt Schwerpunkte wie die Politik und Demokratie, Diversität und sozialer Zusammenhalt, Identität, und Einstellungen zu Europa und EU, Arbeitswelt, Familie, Partnerschaft
und Geschlechterverhältnisse und Religion ab.

 

Die Ergebnisse des Sammelbands richten sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende, Pädagoginnen und Pädagogen und alle Personen, die sich als Multiplikatoren und
Entscheidungsträger verstehen, ebenso wie an die interessierte Öffentlichkeit. (aus:
https://staatswissenschaft.univie.ac.at/
)

 

Das handliche Buch hat ein ansprechendes Layout. Am Ende jedes der 8 Kapitel befindet sich eine gute kurze Zusammenfassung. Im Kapitel 9 sind die methodischen Zugänge beschrieben. Grafiken
veranschaulichen die Statistikergebnisse. Die Literaturangaben sind umfangreich.

 

Die Texte sind gut zu lesen, lassen Begriffe und detailreiche Themen differenziert verstehen und machen die Problematik nachvollziehbar. Es ist spannend, beim Lesen innezuhalten um zu
reflektieren: Auf welcher Ebene setzt man*frau die Wertedebatte an? Abstrakt und universalistisch oder eher im Bereich der Einstellungen zu Werten? Denn dies kann durchaus unterschiedliche
Auswirkungen auf die Bewertung und Deutung von Wertedebatten haben. (S 34)

 

Welcher Standpunkt wurde bisher bezogen, der sich durch das Lesen und bewussten Auseinandersetzen mit unserer westlichen Kulturgeschichte möglicherweise verändert? Viele Aha-Erlebnisse lassen
staunen und erweitern den Horizont. Manche Ergebnisse verwundern sehr undmanche gar nicht (z.B. die Familie ist wichtiger als die Arbeit, und Freund*innen haben mehr Bedeutung als Religion).
Dennoch wird von den Autor*innen klar gemacht, was das Buch (mit seinem sozialwissenschaftlichen Diskurs) leisten und nicht leisten kann.

 

Das Buch endet mit dem Thema „Wertebildung als Zukunftschance“. Werte zu klären und zu bilden ist eine Zukunftschance: Für Einzelne, für Gruppen, aber auch für die Gesellschaft.“ (S 273)

Da auch ich das so sehe, empfehle ich allen Interessierten dieses politisch relevante Buch, mit dem ein guter Einstieg in einen gesellschaftspolitischen Diskurs gelingen kann.

 

 

Christian Friesl, Julian Aichholzer, Sanja Hajdinjak, Sylvia Kritzinger (Hg.): Quo vadis, Österreich? – Wertewandel zwischen 1990 und 2018

ISBN: 978-3-7076-0665-2

312 Seiten

Softcover

ISBN: 978-3-7076-0665-2

€ 27,00

 

Rezension:

Ilse M. Seifried

März 2020

http://www.i-m-seifried.at

http://www.das-labyrinth.at

 

Bildnachweis: http://www.czernin-verlag.com/buch/quo-vadis-osterreich