Guten Tag!
Ausgerechnet jenes Ministerium, das terminlich aber schon
überhaupt nichts auf die Reihe kriegt, verkürzt den Mathe-Lehrer*innen – just während die Schüler*innen an der Klausur sitzen
– die Korrekturzeit, damit die Medien noch diese Woche das Abschneiden der Maturant*innen in Mathematik auf ihren
Titelseiten bringen können. Drang und Druck müssen groß sein, den Chefredaktionen von Heute, Österreich, Krone und
Kurier zu gefallen. Reaktionen auf diesen sonderbaren Ministeriums-Erlass blieben nicht aus. Die Empörung war groß, die Protestbriefe zahlreich. Auch
die ÖLI legte sich ins Zeug, Gewerkschaft und Zentralausschüsse folgten auf dem Fuß. Wir empfehlen den Mathe-Kolleg*innen sich die Zeit zu nehmen, die ihnen rechtlich zusteht und die sie auch brauchen. Für die
Rechenschieber im Ministerium gibt es eine Frühwarnung.
Und diesmal im KREIDEKREIS-Newsletter: Ein Kommentar von Bernhard Hofmann zum x-ten Versuch des
Ministeriums, Qualität zu sichern. Claudia Astner berichtet von der Wiederbegegnung mit
Ninja und Katharina Bachmann informiert über die rechtliche Möglichkeit, sich nach einem langen
Krankenstand an den Schulalltag zu gewöhnen. Zum Abschluss macht Sabine Helmberger auf Termine aufmerksam,
die Sie nicht versäumen sollten.
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Wir
beginnen mit
Bernhard Hofmann
Da fällt wohl
hoffentlich niemand aus dem Qualitätsrahmen
Wenn du von deiner (Bildungs-) Direktion neue
Abkürzungen wie QR, siQe oder QMS hörst, dann deutet das wohl daraufhin, dass unser Ministerium wieder eine neue Idee geboren hat.
Ein Qualitätsmanagementsystem für Schulen – kurz QMS (Qualität macht Schule) – wird ab Jänner dieses Jahres in allen Schulen
eingeführt. In AHS und Pflichtschulen wird SQA, an berufsbildenden Schulen QIBB ersetzt, oder wie es aus dem
Bildungsministerium heißt, weiterentwickelt. In einem ersten Schritt soll noch in diesem Semester mit der Vorstellung des so genannten Qualitätsrahmens (QR) und dem Ausfüllen
eines Fragebogens durch den Lehrkörper (siQe – schulinterne Qualitätseinschätzung) begonnen werden. Die Präsentation der Ergebnisse
und die sich daraus abzuleitenden Maßnahmen im Sinne des Qualitätsrahmens folgen dann im kommenden Semester. Die Vorgangsweise und die Qualität von QMS scheinen aber zumindest fragwürdig. Bitte nicht falsch verstehen, als Lehrer einer
Schule, die vor SQA schon mit EMAS ein Qualitätsmanagementsystem eingeführt hat und immer noch sehr erfolgreich weiterführt, ist
mir die Wichtigkeit eines solchen Systems bekannt. Auch viele Elemente im QMS finde ich sehr gut. Nur stellen sich mir folgende
Fragen:
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Warum wird nicht auf die viele Arbeit zur
Schulentwicklung, die in vielen Schulen in den letzten Jahren erfolgt ist, aufgebaut und an dem weitergearbeitet? QMS wirkt
hier leider wie ein unmotivierter Neubeginn.
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Warum beginnt man damit in einem langen
Corona-Schuljahr, in dem viele Lehrer*innen schon sehr viel Energie und Ressourcen eingesetzt haben?
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Der Fragebogen siQe enthält 14 sehr ausführlich
formulierte Fragen, die dann mit einer Schulnote beantwortet werden müssen. Wie soll eine so vielschichtige Frage vernünftig
mit einer Schulnote beantwortet werden und wie sollen daraus richtige Schlüsse gezogen werden?
Schade, dass dann wir Lehrer*innen bei wirklich
relevanten Themen zur Qualitätssteigerung, wie zum Beispiel bei der Entwicklung der neuen Lehrpläne ab dem Schuljahr 2022/23 nicht
eingebunden werden. Aber das würde vermutlich aus Sicht des Ministeriums den Rahmen sprengen. Wir dürfen uns damit begnügen, dass
unser Bildungsminister in Interviews immer wieder betont, dass wir Lehrer*innen Profis sind. Vielleicht sind wir zu gute Profis
beim Improvisieren und Ausmerzen der Qualitätsmängel der Erlasse und Verordnungen aus dem Bildungsministerium.
Unter https://www.qms.at/ sind genauere Informationen zum „neuen“
Schulqualitätsmanagementsystem zu finden.
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Claudia Astner
Eins, zwei, drei … Hast du den Ninja eh dabei?
Medienwirksam hat BM Faßmann – rechtzeitig vor der
vollständigen Schulöffnung – die Einführung eines Testpasses für Schüler*innen verkündet, der außer zum Schulbesuch auch für viele
andere Bereiche des Lebens Gültigkeit hat. Eine gute Idee, finden die von uns gefragten Schüler*innen, wir stimmen ihnen zu und es ist besonders praktisch für Jugendliche, die
sich die Annäherung an ein „vorpandemisches Leben“ mit Kino, Theater, Konzerten, Gastro, Fitnessstudios,… nach der langen Zeit der
Lockdowns wirklich redlich verdient haben. Auch für die mittlerweile als Testkontrollorgan erfahrenen Lehrer*innen hält sich die Zusatzarbeit mit den Testpässen in Grenzen und
erfüllt außerdem einen guten Zweck. Hurra! Dennoch, es wäre keine Initiative des BMBWF, gäbe es nicht mehrere ABER:
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Wenig überraschend für Insider waren die
Stickerpässe bis zum Pfingstwochenende noch nicht an allen Schulstandorten eingetroffen. Super, also erst wieder mühsam
personalisierte Einzelbestätigungen ausfüllen!
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Bereits bis zum Freitag, 21.5. sind zahlreiche
Testpässe verloren gegangen. (Wundert das jemanden?) Und jetzt? Wieder mühsam personalisierte Einzelbestätigungen ausstellen?
Befragte Schüler*innen berichten, dass sie keinen 2. Pass erhalten werden.
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Aus 1. Klassen Volksschule (6 – 7-jährige Kinder)
ist zu hören, dass die Sticker sich problemlos ablösen lassen und bereits begeistert getauscht werden. Genial! Wer kein Pickerl
bekommen hat, leiht sich einfach das von Geschwister- oder Nachbarskindern?
Und last, but not least: Wer von den Zuständigen hatte in
letzter Zeit persönlichen Kontakt zu 10 – 20-Jährigen? Offensichtlich niemand, denn sonst hätte die „mit einem Augenzwinkern zu
betrachtende“ Ninja- Kampagne nicht passieren können: Maskierte, mit Wattestäbchen bewaffnete Ninjas eignen sich zweifellos
hervorragend, um den Großteil der 3 – 8-Jährigen zum Testen zu motivieren. Selbst die Jüngsten derer, die
Testnachweise benötigen (also die Altersgruppe 10+), finden diese bestenfalls kindisch. Für alle ab 14 ist das Layout des lustigen
Testpasses unter dem Motto „Eins, zwei, drei … ich bin coronafrei“ definitiv ausschließlich peinlich.
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Aus dem Rechtskundebüchlein:
Wiedereingliederungsteilzeit
Katharina Bachmann
Oft fällt es den Betroffenen schwer, nach einem längeren
Krankenstand gleich wieder voll ins Berufsleben einzusteigen. Um dies zu erleichtern, wurde die Wiedereingliederungsteilzeit
geschaffen. Nach einem mindestens sechswöchigen Krankenstand besteht die Möglichkeit, die Lehrverpflichtung für einen Zeitraum zwischen
einem und sechs Monaten zu reduzieren. Eine einmalige Verlängerung von ein bis drei Monaten ist bei medizinischer Zweckmäßigkeit
möglich.
Die Regelungen für Vertragsbedienstete und Pragmatisierte unterscheiden sich in manchen Bereichen. Bei Vertragsbediensteten muss die
Arbeitszeit im Durchschnitt zwischen 50 und 75 Prozent, aber mindestens bei 30 Prozent liegen. So kann diese*r zunächst mit 30 Prozent
beginnen, nach zwei Monaten auf 50 und in folgenden zwei Monaten auf 70 Prozent gehen. Somit wird der Mindestdurchschnitt von 50
Prozent erreicht. Dies bietet eine gewisse Flexibilität, die Beamt*innen nicht haben. Bei ihnen muss die Arbeitszeit zwischen 45 und 55
Prozent liegen.
Die Wiedereingliederungsteilzeit kann entweder sofort nach Rückkehr in die Arbeit oder bis zu einem Monat später beantragt werden. So
können auch jene einen Antrag stellen, die erst in den Tagen nach dem Krankenstand feststellen, dass das bisherige Beschäftigungsausmaß
noch zu anstrengend ist. Vertragsbedienstete werden vom Dienstgeber entsprechend ihrer Teilzeitbeschäftigung bezahlt. Um Einkommensverluste auszugleichen,
können sie bei der Krankenversicherung Wiedereingliederungsgeld in der Höhe des Krankengeldes mit zur Arbeitszeit aliquoter Kürzung
beantragen. Die Wiedereingliederungsteilzeit zählt nicht als Krankenstand.
Beamt*innen haben keinen Anspruch auf Wiedereingliederungsgeld. Sie werden für die Halbbeschäftigung wie im Krankenstand bezahlt: bis
zum 182. Tag (Wiedereingliederungsteilzeit und Krankenstand zusammengerechnet) voll, danach ohne Begrenzung 80 Prozent. Somit zählt für
alle Fristen die Wiedereingliederungsteilzeit als Krankenstand. Bei der Gewährung der Wiedereingliederungsteilzeit hat die
Personalvertretung ein Mitwirkungsrecht (PVG §9 (1) lit. q). Neben der Wiedereingliederungsteilzeit gibt es für Beamt*innen auch die
Möglichkeit, aus gesundheitlichen Gründen die Lehrverpflichtung auf die Hälfte zu reduzieren und 75 Prozent des Gehalts zu
bekommen.
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Themen, Tipps,
Termine
von Sabine Helmberger
Der
apfl-Podcast ist das neue Format der apfl-ug (aktive
Pflichtschullehrer*innen) und wird von Eva Neureiter (Bild) produziert.
Vorwiegend werden von ihr apfl-Vertreter*innen in ein Gespräch über aktuelle bildungspolitische Themen verwickelt.
Die inzwischen dritte Sendung
des erfolgreichen Podcasts beschäftigt sich mit den „Testungen in der VS“. Dazu ist die Sprachheillehrerin Sylvia Ochmann zu Gast.
Kollegin Ochmann sieht die Tests, die die Kinder der Volksschule in unterschiedlichen Jahrgängen machen müssen
(MIKA-D, IKM,…), und die Art, wie diese Testungen erfolgen, sehr kritisch.
In der Nummer 4 des apfl-Podcasts spricht Susanne Weghofer (Stützlehrerin) über das problematische Vorgehen bei der
Feststellung des Sonderpädagogischen Förderbedarfs (SPF). Sie fragt sich, ob diese Neuerung der richtige Weg zur
Inklusion ist. Der Podcast kann hier nachgehört werden.
ABÖ –
Bildungsmedien Bernd Kniefacz, Claudia Astner und Gary Fuchsbauer (alle
ÖLI) haben sich mit den Vertreter*innen der Allianz Bildungsmedien Österreich
(ABÖ) getroffen. Die ABÖ ist ein Zusammenschluss von professionellen Bildungsmedienanbietern in Österreich. Sie wollen
in der Bildung Engagierten eine Kontaktstelle zum Austausch über Bildungsmedien bieten, denn Pädagog*innen brauchen zeitgemäße
Instrumente der Wissens- und Kompetenzvermittlung. Im nächsten (digitalen) KREIDEKREIS berichten die drei
ÖLIs von diesem Treffen.
Digitalisierung Am 01. Juni 2021 um 19:30 Uhr findet ein Online-Vortrag mit
anschließender Diskussion zur Bedeutung der Digitalisierung für Unterricht und Schule mit Prof.
Dr. Jochen Krautz von der Bergischen Universität Wuppertal statt. Um Anmeldung wird
gebeten.
ÖLI-Café Am 17. Juni 2021 um 19:30 Uhr findet das nächste und in diesem Schuljahr
letzte ÖLI-UBG-Café statt. Online. Das ist Resilienz at its best, die ÖLI-Variante, um sich
als Lehrer*innenvertreter*in auch in rauen Zeiten zu stärken. Also: hier anmelden.
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Was läuft gut, was läuft schief? Ob Hinweise, Anregungen, Kritik oder Fragen: Eure Rückmeldungen sind uns wichtig. Wir greifen sie auf, wir nehmen sie ernst.
Einfach per Retourmail. Wir wünschen eine angenehme Woche.
Produziert
von: Gerhard Pušnik
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