Editorial: Nach dem Ergebnis der Nationalratswahlen des vergangenen Oktobers sind die politischen Weichen im Land umgestellt. Die Sozialdemokratie muss ihre bisherige Führungsrolle in der
Regierung abgeben und wird, obwohl immerhin noch zweitstärkste Partei, den Gang in die Opposition antreten. Die Grünen mussten überhaupt Ade sagen! Sie sind in der nächsten Legislaturperiode im
österreichischen Parlament nicht mehr vertreten. Österreich wird in der kommenden Legislaturperiode wohl von einer ÖVP/FPÖ-Koalition regiert werden, wie zu Beginn der 2000er Jahre schon einmal,
was die meisten von uns sicher noch in Erinnerung haben. Teils mit Grauen, teils mit abgeklärter Gelassenheit. Was die politische Zukunft bringt, wird sich erst weisen. „Änderungen“ und „Neues“
haben sowohl Kurz als auch Strache diffus in Aussicht gestellt. Was das sein wird, ist vor allem aus den rhetorischen glatten, dafür inhaltsleeren Schwafelreden des Wahlsiegers bislang nicht
hervorgegangen. In der Bildungspolitik ist mit Neuem wohl kaum zu rechnen, außer dass das Bildungsministerium mit Sicherheit neu besetzt wird. Ansonsten wird das Neue ein betont Altes sein! Die
Bildungspolitik wird fraglos einen akzentuiert rechtkonservativen Einschlag haben.

Unsere FCG-Vertreter wird das durchatmen lassen, ja freuen – ihr heiliges Gymnasium wird es weiter geben, auch wenn  mittlerweile alle froh sein könnten, hätte die von den FCGlern vergötzte
AHS wenigstens das Niveau des 1. Klassenzuges der einstigen Hauptschule. Aber bitte – der Typenname Gymnasium ist jetzt einmal gesichert!

In dieser Ausgabe macht sich Günter Siegel Gedanken darüber, was die neue Regierung für die Schulen bringen könnte. Nunmehr stehen uns Zeiten bevor, in denen das Ministerium und die LehrerInnengewerkschaft eine gemeinsame Parteifarbe tragen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, an die Segnungen zu erinnern, die eine Ministerin Gehrer für die Schule gebracht hat – mit viel zu wenig Widerstand von Seiten der ÖVP-dominierten Gewerkschaft. Hier braucht es unserer Meinung nach eine parteiunabhängige Standesvertretung, die ohne parteipolitische Rücksichtnahme nicht nur gegen Verschlech
terungen, sondern für Verbesserungen im Schulsystem eintritt. Auch der stellvertretende Vorsitzende der ÖLIUG, Gerhard Pusnik, kommt mit einem Kommentar zu den Regierungsverhandlungen zu Wort. Richard Huber erinnert uns daran, dass die Ferienregelung überdacht werden muss. Nicht zuletzt deshalb, weil die Medien dieses Thema in jedem Herbst aufs Tapet bringen – unter dem Motto: Herbstferien für LehrerInnen – Betreuungsstress für die Eltern. Er zeigt auf, dass diese Diskussion auch unter einem anderen Aspekt geführt werden könnte und schlägt eine völlig neue Regelung vor. Harald Miesbacher fasst wichtige Regelungen des neuenPensionsrechtes für die zunehmende Zahl von Vertragslehrern zusammen. Die Schule im Wettbewerb – Rankings und mediale Bewertungen stellen die Schule auf die Stufe von Wirtschaftsbetrieben: Input und Output regelmäßig gemessen, soll das System verbessern. Dieses Denken entstammt den Wirtschaftswissenschaften. Deren Absolventen – Controller und Berater – haben gewichtige Positionen in den Ministerien. Dieser Entwicklung verdanken wir die Tatsache, dass die Tätigkeiten außerhalb des Unterrichts stetig zunehmen: Teamsitzungen, Besprechungen, Ehrenämter in diversen Projektthemen, Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr. Es besteht die Gefahr, dass wir immer mehr bürokratische, außerunterrichtliche Tätigkeiten aufgehalst bekommen. Dass dies gerade für uns LehrerInnen eine nicht wünschenswerte Entwicklung ist, soll im ersten Artikel begründet werden, den Juliana Kemmer verfasst hat. Von ihr stammt auch ein Beitrag für unsere neue Rubrik „Aus dem Alltag“ .