Auf die Schule bezogen:
„Bastard“ bietet für LehrerInnen der Oberstufe vielfältige Einsatzmöglichkeiten (Literatur, Kunstgeschichte, Zeitgeschichte, Philosophie, Politische Bildung etc.) um durch diesen
Impuls weit reichende Fragen aufzuwerfen.
Max de Radiguès: Bastard
aus dem Französischen übersetzt von Andreas Förster
Handlettering von Dirk Rehm
Softcover, 192 Seiten, schwarzweiß, 15×19 cm, € 14,00
Reprodukt, 2018
>>> Leseprobe:
Vorangestellt sei, dass ich an sich kein Comicfan bin und auch nicht viel Ahnung von diesem Bereich habe, weil ich im Schnitt alle 10 Jahre 2 Comicbücher lese. Habe ich echt nicht mehr als 12 in
meinem Leben gelesen? Egal. Ich schreibe also eine unprofessionelle Rezension, die ausschließlich meine Meinung zeigt.
Warum habe ich dieses Buch überhaupt bestellt? Weil eine Frau die Titelheldin ist.
Wie sieht für Max de Radigués eine Heldin aus? Max de Radigués war mir bisher kein Begriff. (http://www.maxderadigues.com/, geb. 1982 in Belgien. Für „Bastard“ wurde er 2018 auf dem renommierten
Comicfestival in Angoulême mit dem Prix de Lyceés prämiert.
Doch ich kenne Quinos intelligentes, witziges, schlagfertiges und originelles Mädchen Mafalda (erschien erstmals September 1964).
Vor allem kenne und liebte und liebe ich noch immer Claire Bretécher. Unvergesslich manche Szenen, die ich in den 1990iger Jahren las/sah. Claire Bretécher, http://www.clairebretecher.com/ geb.
1949 in Nantes, gewann 1982 den Grand Prix de la Ville d’Angoulême beim Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulême. 2016 wurde sie beim Internationale Comic-Salon Erlangen als erste
Frau mit dem Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk des Max und Moritz-Preises ausgezeichnet.) Ihr Stil war zu Beginn innovativ, denn ihr Text ist ihren Zeichnungen gleichwertig, der sich
hauptsächlich mit Alltagssituationen aus feministischer Perspektive beschäftigt.)
Nun aber zu „Bastard“:
Die selbstbewusste und intelligente junge Frau May (oder doch April oder ganz anders?) reist mit dem Buben Eugene, der sie „Mama“ nennt, durch den Südwesten der USA. Offenbar sind sie nach einem
spektakulären Raub-Überfall auf der Flucht. May weiß vor Polizisten ebenso effizient zu flüchten wie sich gegen ihre ehemaligen Komplizen, die aus Geldgier Gegner wurden, zu verteidigen.
Eugene ist anders doch ebenso gefordert. Es ist diese an Personenanzahl überschaubare Geschichte nicht nur ein Roadmovie, es ist eine vielschichtige Geschichte, die indirekt auch
gesellschaftliche Ungerechtigkeiten thematisiert. Am Ende stellt sich May mutig ihrer Familiengeschichte, die auch für Eugene Konsequenzen hat.
Das für mich Beeindruckendste war die Langsamkeit bei fast atemberaubendem Tempo! Die Intensität der Geschichte beruht nicht nur auf Action sondern auf Momenten der Stille, des
Innehaltens, des Nachdenkens, des Fühlens, des Fragens, des Antworten Suchens, etc.. Es gibt zu alle den betexteten Bildern auch 4,5 Seiten lang keinen Text! Großartig! Sich einfühlen wird
dadurch möglich. Es zeigt Gewalt wie Liebe und es ist zwar schwarz/weiß gezeichnet, doch die Welt von May und Eugene zeigt das ganze Farbspektrum der Welt. Und so las/schaute ich mit Staunen und
Freude dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite. Und empfehle es!
Auf die Schule bezogen: „Bastard“ bietet für LehrerInnen der Oberstufe vielfältige Einsatzmöglichkeiten (Literatur, Kunstgeschichte, Zeitgeschichte, Philosophie, Politische
Bildung etc.) um durch diesen Impuls weit reichende Fragen aufzuwerfen.
Rezensentin: Ilse Seifried
www.das-labyrinth.at
www.i-m-seifried@aon.at
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