Lisz Hirn (Jhrg. 1984, geboren in Österreich) studierte Geisteswissenschaften und Gesang in Graz, Paris, Wien und Kathmandu. Sie begrüßt auf ihrer Website alle mit den Worten:
„Philosophie und Kunst im Alltag sichtbar zu machen, mit ihrer Hilfe das individuelle und kollektive Leben zu verbessern und den interkulturellen Dialog in einer globalen Welt zu fördern, das
sind nur einige meiner Ziele.“
Weiters ist zu lesen: „Die Schwerpunkte ihrer philosophischen und wissenschaftlichen Arbeit liegen in der philosophischen Anthropologie, politischen
Philosophie, interkulturellen Ethik und der kognitiven Beratung.“

 

Seit 2009 publiziert Lisz Hirn. 2019 erschien ihr vielbeachtetes Buch Geht’s noch! Warum die konservative Wende für Frauen gefährlich ist. Wien/Graz: Molden Verlag. In ihrem
aktuellen Buch setzt sie sich nun mit Superhelden auseinander. Wer braucht Superhelden – Was wirklich nötig ist, um unsere Welt zu retten.

 

Sie unterteilt ihr Buch in folgende Kapitel

* Ausgangslage: Untertan oder Übermensch

* Rückkehr der Superhelden

* Das geschwächte Geschlecht

* Alternative Ängste

* Sperma, Schweiß & Schmerzen – Sport, Militär und Erziehung

* Der optimierte Mensch

 

Ins Thema steigt sie ein, indem sie Trumps „Rückkehr echter Männlichkeit“ aufgreift und den Bogen vor den Beginn des 1. Weltkriegs zieht, wo bereits der von Nietzsche geprägte
Begriff „Übermensch“ in Zarathustra formuliert war. Sie stellt sein Verständnis dem der Nazis gegenüber und geht auf Heinrich Manns „Untertan“ ein. Das traditionelle Bild von Männlichkeit vor 100
Jahren und heute. Wer spielt nun die Supermanrolle? Wer forciert diese und warum ist sie so wichtig für jene? Welche Ängste bewegen die Gesellschaft heute? Wie ist diesen (realen und
irrationalen) Ängsten zu begegnen?

 

Die Autorin setzt auf die Vernunft. Somit bietet sie viele Denkanstöße und Reflexionsmöglichkeiten, hinterfragt alles von Selbstoptimierungstrends des Neoliberalismus über bisher
Gewohntes. Sie will Philosophie anwenden und stellt das Patriarchat mit ihren Superhelden, die Aspekte traditioneller Männlichkeit zeigen, ins Zentrum ihrer Kritik. Sie formuliert leicht lesbar
und unterhaltsam, und zeigt klar die Zusammenhänge bzgl. der Gewalttätigkeit dieser Männlichkeit (auch gegenüber Frauen). Diese Gewalt in Männerhänden gehört diesen endlich genommen.

 

In diesem Zusammenhang sei auf eine Diskussion von

– Saskia Stachowitsch (Österreichisches Institut für Internationale Politik OIIP),

– Brigitte Holzner (Institut für Soziologie der Universität Graz),

– Melissa Mujanayi (Bundeministerium für Landesverteidigung – Referentin für Afrika-Politik),

– Ingrid Gössinger (OSZE-Beobachtungsmission in der Ukraine – Politische Analystin)

auf Ö1 hingewiesen (https://oe1.orf.at/player/20200309/591555 ) in der
zum Thema Frauen und Krieg gesprochen wurde. Die Partizipation von Frauen in wirklich allen Bereichen eine Grundforderung.

 

Lisz Hirn geht offenkundig mit diesen konform, da sie die Frauen im Grundwehrdienst und schließlich in allen militärischen Positionen sehen möchte. Sie ist davon überzeugt, dass
Parität hergestellt werden muss, denn diese ist Grundlage einer demokratischen Gesellschaft.

 

Lisz Hirn verweist u.a. auf vier gängige Irrtümer, die jeder kennen sollte.

(Warum sie keine gendergerechte Sprache verwendet, bleibt offen und formuliere ich als Kritik!)

1. Argumentum ad verecundiam („Autoritätsargument“)

2. Argumentum ad personam („persönliche Beleidigung“)

3. Tu quoque („du auch“): Ein Fehler bleibt ein Fehler

4. Argumentum ad populum („Volksmund“)

 

Die Philosophin meint alles mit dem Verstand lösen zu können und schließt ihr Buch mit folgenden Worten: „Die Philosophie und die Vernunft bieten dafür Werkzeuge an. Sie könnten
uns helfen, mit Begriffen und Ideen „unsere“ Welt verstehen zu lernen. Ob wir dann durch ständige geistige und physische Übungen das Chaos, das der Mensch ist, in den Griff bekommen, bleibt uns
selbst überlassen. Zu einem aber ermahnt uns die Vernunft immer, nämlich all jene sofort und dauerhaft mit Misstrauen zu strafen, die glauben, die Frage „Was ist der Mensch?“ ein für allemal
beantworten zu können.“

 

Die Rezensentin schließt sich dem Misstrauen der Autorin an und findet die Vernunft ebenso wichtig, wenn es um gesellschaftspolitische Machtfragen geht. Allerdings nimmt sie den Standpunkt ein,
dass emotionale Probleme nicht mit dem Verstand gelöst werden können und Macht auch emotionale Aspekte hat.

 

Aus diesem Grunde empfiehlt sich zu diesem interessanten und intelligent und gut zu lesenden Buch Richard Stengel: Mandelas Weg, C. Bertelsmann 2010, zu lesen.

 

Weiters liegt auch die Frage nach „Heldinnen! Wer ist für wen eine Heldin? Wodurch unterscheiden sich Heldinnen von Helden, Superman von Wonderwoman“ (http://archiv.oeli-ug.at/krkr1705.pdf) auf der Hand.

 

Für alle Schulstufen ist das Thema Held*in ein relevantes und wichtiges, das in die Vergangenheit, Gegenwart und auch in die Zukunft führt.

 

Zur Recherche eignet sich https://www.compendium-heroicum.de/lemma/held/

Für Lehrende ist Lisz Hirns – Wer braucht Superhelden – Was wirklich nötig ist, um unsere Welt zu retten sicherlich anregend und inspirierend!

 

Rezension: Ilse M. Seifried März 2020

http://www.i-m-seifried.at

http://www.das-labyrinth.at

 

Lisz Hirn: Wer braucht Superhelden – Was wirklich nötig ist, um unsere Welt zu retten

 Hardcover

160 Seiten

Molden Verlag 2020

ISBN 978-3-222-15050-0

€ 22,00

 

Cover: https://www.styriabooks.at/wer-braucht-superhelden