In jeder Schule soll ein „Präventionskonzept für Kinder- und Jugendschutz“ umgesetzt werden. Zwei Kolleg:innen (mit unbefristetem Vertrag) sollen die Aufgabe der Kinderschutzbeauftragten an der Schule übernehmen, so geplant in der neuen Schulordnung 2024, die eben in Begutachtung ist. Diese Kolleg:innen sollen sowohl eine Analyse des Ist-Zustands durchführen, also mögliche Ursachen für Gefährdungen der Schüler:innen eruieren, als auch Maßnahmen zur Minimierung möglicher Risken formulieren und die Umsetzung des Konzepts am Standort jährlich evaluieren.

Einmal abgesehen davon, dass in der Auflistung der möglichen Gefahren praktisch ausschließlich die Schule als Ort der Gefährdung ins Auge gefasst wird und andere Bereiche wie das familiäre und außerschulische soziale Umfeld praktisch keine Berücksichtigung finden, lässt sich feststellen:

Statt der von uns schon jahrelang geforderten Aufstockung des multiprofessionellen Unterstützungspersonals, der Bereitstellung von Ressourcen für eine professionelle Schulsozialarbeit, die sich gezielt mit dem Gewaltschutz für Kinder und Jugendliche im schulischen aber auch außerschulischen Bereich beschäftigt, wird die Verantwortung für den Gewaltschutz den unbezahlt dafür arbeitenden Kolleg:innen überantwortet und ihnen der Titel „Kinderschutzbeauftragte/r“ umgehängt.

Es hat in den letzten Jahren kaum eine passendere Gelegenheit gegeben hat, um der Dringlichkeit (und im Übrigen auch von der Lehrergewerkschaft erhobenen Forderung) nach Aufstockung von multiprofessionellem Unterstützungspersonal für die Schulen in der Öffentlichkeit durch die verantwortliche Politik Gehör zu verschaffen. Auch die aus den Medien bekannten Fälle von nicht geglücktem Gewaltschutz für Kinder und Jugendliche von Waidhofen an der Thaya bis nach Simmering und vom Bodensee bis zum Neusiedlersee zeigen, dass es hier dringend zusätzliche Ressourcen und eine niederschwellige Zusammenarbeit zwischen Schulen und der Kinder- und Jugendwohlfahrt braucht.

Während die Spitzen der GÖD und der Lehrer:innengewerkschaften offenbar bei ihrem „altbewährten“ Rezept von regelmäßigen Gesprächen mit den Regierungsverantwortlichen bleiben, fordert die ÖLI-UG von der Bundesregierung die Aufnahme von ernsthaften und transparenten VERHANDLUNGEN über einen Stufenplan zur Aufstockung des multiprofessionellen Unterstützungspersonals. Vielleicht braucht es dafür auch die Durchführung von Aktionstagen an den Schulen oder einen gemeinsamen großen Aktionstag Bildung, wie jenem am 6. Juni 2024, um einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, dass wir Lehrer:innen mit unseren Aufgaben von der Politik alleine im Regen stehen gelassen werden.

Claudia Astner, Obfrau der ÖLI-UG, APS, astner@oeli-ug.at, +43 650 2468105
Hannes Grünbichler, Obmann der ÖLI-UG, BMHS, gruenbichler@oeli-ug.at, +43 650 9254988
Markus Grass, Schriftführer der ÖLI-UG, AHS

PS: Die ÖLI-UG findet, dass es erkennbare Schritte vom Minister und der Gewerkschaft braucht, also mehr Taten statt Worte und verweist auf ihre Medienaussenung vom 21. Februar 2024.