Untertitel: Aus Johann Jakob Sprengs gigantischem, im Archive gefundenen, seit 250 Jahren unveröffentlichten deutschen Wörterbuch

Ans Licht gebracht von Nicolas Fink und mit einem Vorwort versehen von Gabriel Schaffter

ISBN 978-3-946990-47-5

352 Seiten

€ 25,70

Der Verlag schreibt auf seiner Website http://daskulturellegedaechtnis.de: „Das Allgemeine deutsche Glossarium des Johann Jacob Spreng (1699-1768) wäre das größte deutsche Wörterbuch
seiner Zeit gewesen, wurde aber nie veröffentlicht.“ Die bisherige Bildungslücke wird nur zum Teil geschlossen, denn die als 4-bändig geplante Ausgabe liegt mit der von Nicolas Fink getroffener
Auswahl nun einbändig vor.

Ist gegenwärtig das Thema genderinklusive Sprache aktuell, kann es entspannend zu lesen sein, was der als Gelehrter und Theologe in Basel wirkende Spreng als aktuell
zusammenstellte und doch bis jetzt in den Archiven der Universität Basel lag.

Einladend ist das Buch mit seinen Farben Rot und Lila allemal. Die Einleitung ist eine gute Einstimmung. Die Legende informiert, was eine damals alte Redewandung war, was eine damals bereits
überholte Redensart und welche bei Grimm nicht vorkam. Das Blättern und Staunen kann beginnen.

Mundsöhne, so lerne ich, bezeichnete Verträge, die durch einen Kuss geschlossen wurden. Die Abendgesellschaft war eine Männergesellschaft, aus der die Zünfte entstanden. Die heutige Bedeutung ist
eine gänzliche andere. Spreng vermisste das Wort Abendgesellschaft, da es verlorenzugehen schien. In Covid-Zeiten geht die Abendgesellschaft wieder verloren – wenn auch in anderer Bedeutung. Ja,
und so kann zu jedem Wort des Wörterbuches eine angeregte Unterhaltung beginnen. Dabei zeigt sich möglicherweise, ob eine Person sich übermeynt (eine zu hohe Meinung von sich selbst hat) oder ob
alles „underobs“ (durcheinandergebracht) wird. Eine wichtige Information ist, dass ein „warmes Zimmer“ in Bern ein Zimmer genannt wird, auch wenn es kalt ist, jedoch prinzipiell geheizt werden
könnte. Nachvollziehbares oder gänzlich Neues: Eselsohren zu haben bedeutete ein so scharfes Gehör zu haben, das Wachsen von Schafwolle und Gras vernehmen zu können. Dass heute Eselsohren mehr
mit dem Lesen zu tun haben, ist eine erstaunliche Transformation. Dieses Buch ist für alle, die Freude am Spielerischen oder Analytischen oder Historischen etc. haben, eine echte Bereicherung –
außer natürlich für kürässige Menschen!

Rezension: Ilse M. Seifried