Bernhard Gaul berichtet heute im Kurier über ein Projekt von Bund, Länder, Pädagogische Hochschulen und Bildungsdirektionen mit dem 501 Brennpunktschulen in Österreich geholfen werden soll.
Titel:„Vorbild London: Aktionsplan für Brennpunktschulen“.
Laut Kurier habe das Bildungsministerium 501 Schulen identifiziert, die in den Bildungsvergleichstests regelmäßig schlechter abgeschnitten haben, als aufgrund ihrer prekären Sozialindexdaten
erwartbar. Diese Schulen sollen nun mit einem Nachhilfeprojekt unterstützt werden.

 

Vergleich mit Projekt in London nicht nachvollziehbar

Laut Titel des Kurier-Artikels, orientiere sich das „Nachhilfeprojekt für Schulen“ an der Londoner
Schulreform aus dem Jahre 2003 – der „London Challenge“. Aufgrund der (wenigen und vagen) Informationen im Artikel erschließt sich dieser Zusammenhang aber nicht und sollte wohl hauptsächlich der
Minister-PR, als den betroffenen Schulen nützen.

 

Wo bitte, Herr Minister, gibt es „mehr Ressourcen, mehr Sozialarbeiter, mehr Teamteaching“?
Sachlich überhaupt nicht nachvollziehbar ist die Aussage von BM Faßmann im Kurier zum „Nachhilfeprojekt“. Für ihn sei es „klar, dass sich nur mit „mehr von allem“ –
mehr Ressourcen, mehr Sozialarbeitern, mehr Teamteaching – die Schwachstellen im System nicht lösen werden“.
„Das „NUR“ ist entweder abgrundtief zynisch oder eine fahrlässige Bedenkenlosigkeit. Auf jeden Fall eine unerträgliche Frechheit gegenüber den Schulen und Lehrer/innen: Wo bitte gibt es „mehr
Ressourcen, mehr Sozialarbeiter, mehr Teamteaching“? Das Gegenteil ist doch der Fall: Die realen Ressourcen werden weniger, SozialarbeiterInnen gibt es praktisch nicht an den Schulen (anderes
Unterstützungspersonal wird weniger statt mehr) und Teamteaching wird gerade durch die neuen „Leistungsniveaus“ wieder abgebaut“, ärgert sich Gary Fuchsbauer, Dienstrechtsexperte der
ÖLI-UG. 

 

Die „London Challenge“ – nach der Herrschaft Margaret Thatchers ….
Die „London Challenge“ war nach der radikalen neoliberalen Herrschaft Margaret Thatchers eine dringend erforderliche Bildungsreform, um das vollkommen heruntergewirtschaftete öffentliche
Schulsystem zu retten.
Die Bildungsexpertin Heidi Schrodt hat sich das Londoner Schulprojekt genau angesehen und weist im Kurier darauf hin, dass Großbritanniens Bildungssystem mit dem Österreichischen nicht vergleichbar
ist: Es ist eine Gesamtschule bis 16 und der Schulbeginn ist bereits mit 4 Jahren.
Die wesentlichen Merkmale der „London Challenge“ – Reform sind laut Bildungsexpertin Schrodt
•    eine moderne pädagogische Aus- und Weiterbildung der Lehrer/innen,
•    eine wissenschaftliche Prozessbegleitung und ein spezifischer Entwicklungsplan für jede Schule,
•    Schulpartnerschaften zur gegenseitigen Unterstützung und
•    die Fokussierung auf jede/n einzelne/n Schüler/in mit Unterstützung von Lernstands-Diagnosen und Entwicklungsplänen

 

Das Projekt „Nachhilfe für Schulen“ ist die Weiterführung des Projekts „Grundkompetenzen absichern“, das noch unter Faßmanns Vorgängerin Bildungsministerin Sonja Hammerschmid gestartet wurde. Die
Ziele für jedes Bundesland und jede Projektschule haben Expert/innen der Schulaufsicht und der Pädagogischen Hochschulen bereits definiert. Laut Kurier sollen zukünftig Expertenteams und
Fachleute für Schulentwicklung und Fachdidaktik (wie man lernt und lehrt) aus den Pädagogischen Hochschulen und Schulpsychologen die betroffenen Schulen unterstützen. Dazu gehören auch die
Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Nachhilfe-Plänen. 

ms