Müssen wir bis zur nächsten Wahl mit einer Koalition aus Inkompetenz und zweifelhafter Ideologie rechnen? Geht man bei der Analyse des türkisblauen Koalitionsprogramms ins
Detail, wird man die Frage wohl mit „Ja“ beantworten müssen.

Auch beim Kapitel „Wiedereinführung der sonderpädagogischen Ausbildung“ offenbart sich die fehlende Kompetenz der Türkisen und der feste Wille des anderen Koalitionspartners, seine retrorechte
Ideologie in der Politik und in der Gesellschaft nachhaltig zu verankern.
In diesem Sinne warnt auch Gottfried Biewer, Institutsvorstand für Bildungswissenschaft an der Uni Wien, im Kurier eindringlich vor den türkisblauen Koalitionsplänen zur Inklusiv- und
Sonderpädagogik: „Es sind zwei Passagen des Regierungsprogramms, die ich in besonderem Maße kritisieren möchte, da sie nicht nur auf einen Abbau des Bildungsanspruchs behinderter Menschen
hinauslaufen, sondern auch internationale Verträge, zu denen sich Österreich verpflichtet hat, unterlaufen“.

Es stelle sich auch die Frage, „welches ideologische Leitbild dahintersteht“, wenn der Begriff des „Sonderschulwesens“ wiederholt verwendet werde. Denn dieser Begriff „hat seine
Wurzeln im NS-Staat im Reichsschulpflichtgesetz von 1938“.
Heute wird in Österreich korrekterweise der Begriff „Zentren für Inklusiv- und Sonderpädagogik“ verwendet.
Die im Koalitionspapier geforderte Definition der „Ausbildungserfordernisse und Inhalte der Sonderpädagogik“, gebe es alles längst und sehr detailreich „im Qualifikationsprofil des
Studiengangs nachlesbar und für jeden Menschen mit mittleren Recherchequalitäten innerhalb von wenigen Minuten auffindbar, offensichtlich aber nicht für die Personen der
Verhandlungsdelegation.“

 „Von fachlicher Seite zeigen diese wenigen Passagen ein erstaunliches Maß an Ignoranz und Inkompetenz. Es bleibt zu hoffen, dass diese blamablen Sätze nicht ernst genommen
werden und vor allem, dass niemand auf die Idee kommt, dies umsetzen zu wollen.“
Das sollte den neuen Bildungsminister Faßmann interessieren!