Am Montag, den 12.6., fand in der GÖD unter großem Medienecho unsere Pressekonferenz statt, in der wir – die Unabhängigen Lehrergewerkschafter:innen der ÖLI-UG – vor einem „Brand“ im Bildungssystem gewarnt haben. Der Vorsitzender Hannes Grünbichler sprach von einer der schwersten Bildungskrisen der Zweiten Republik und forderte die Politik zum Handeln auf: Die ÖLI-UG spricht sich u.a. für mehr Geld für Schulen, Unterstützungspersonal, eine Lehrer-Ausbildungsoffensive und ein inklusives Schulsystem aus. Am Donnerstag findet der Aktionstag Bildung statt, die Freizeitpädagog:innen werden streiken.

Der sich verschärfende Lehrer:innenmangel treffe in Österreich auf ein veraltetes, unterfinanziertes, segregiertes Bildungssystem, so Grünbichler bei der Pressekonferenz. Die Lehrer:innen könnten Kinder und Jugendlichen nicht mehr ausreichend auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten. Dafür gäbe es zwei wichtige Gründe: 1. die Reibungsverluste im System führen dazu, dass immer mehr Lehrer:innen sich überfordern und ausbrennen und 2. den Mangel an Unterstützungspersonal. Dies zeigt sich dadurch, dass immer mehr Schüler:innen Nachhilfe brauchen, der Anteil an Frühzeitigen Ausbildungsabbrechern sei mit 12 Prozent erschreckend hoch.

Die ÖLI-UG appellierte deshalb an die Politik, bei den Finanzausgleichsverhandlungen das gesamte System Schule neu zu denken – von den frühen Hilfen und dem Kindergarten als Vorbereitung auf die Schule über die Kinder- und Jugendhilfe, die an die Schulen angebunden gehöre, bis zu Gesundheitsvorsorge an den Schulen in Form von School-Nurses. Dazu brauche es einen Bildungsgipfel mit Bildungsministerium, Bundeskanzleramt, Gesundheitsministerium und Ländern sowie der Zivilgesellschaft. Die Verwaltung des Bestehenden sei wegen der Überforderung des Systems nicht weiter möglich.

Aus für Deckel beim SPF gefordert

Co-Vorsitzende Claudia Astner schilderte anekdotische Beispiel für den Bedarf nach multiprofessionellen Teams den Bereich der Sonderschulen. So stellen einige Jugendliche dermaßen große Leistungs- und Perfektionsansprüche an sich selbst, dass auch sie den Belastungen nicht mehr gewachsen sind. Und was machen Kinder und Jugendliche, die überfordert sind und trotzdem immer weiter mitgezogen werden? Manche von ihnen geben auf, verlieren den Glauben an sich selbst, entwickeln Ängste, stören den Unterricht, bekommen noch mehr Probleme, werden gewalttätig. Andere ziehen sich immer mehr zurück, fehlen viel und gehen schließlich gar nicht mehr zur Schule oder entwickeln Essstörungen und selbstverletzendes Verhalten: So müssten Mitschüler:innen und Lehrer:innen etwa damit zurechtkommen, dass Jugendliche sich auf dem Schulklo selbst verletzen. „Ritzen“ ist Normalität und manchmal geraten die Schnitte doch etwas zu tief, geäußerte Suizidabsichten sind Realität – und all das ohne professionelle Unterstützung vor Ort, die beim Verarbeiten unterstützen würde.

Astner forderte das Aus für den Deckel beim Sonderpädagogischen Förderbedarf (SPF), durch den es derzeit nur für 2,7 Prozent der Schüler mit Beeinträchtigungen zusätzliche Ressourcen gibt. In Summe bräuchte es auch wieder eine eigene Ausbildung für Sonderpädagogen, mehr Unterstützungspersonal und Supervision. Untersützt wird diese Forderung von Elisabeth Potzmann, der Präsidentin des ÖGKV, die die Sorge der ÖLI-UG mit Zahlen eindrucksvoll hinterlegt. Alleine an ihren 4 Schulstandorten haben die Wiener School-Nurses bisher 928 medizinische Notfälle betreut, die sonst von den Lehrer:innen betreut hätten werden müssen.

Um die aktuelle „Bildungskrise“ zu lösen, müsse Druck aus dem System genommen und die Betroffenen müssten beteiligt werden, forderte Grünbichler. Weil das derzeit nicht passiere, seien zuletzt Initiativen wie die von der ÖLI-UG unterstützte „Schule brennt“, das Gesamtschul-Bündnis „Gemeinsame Schule 2.0“ und der „Aktionstag Bildung“ entstanden. „Wir können nicht mehr lange“, warnte Astner vor den Folgen der Überlastung des Lehrpersonals.

Redeauszüge gibt es hier und einen Auszug zu den Presseberichten gibt es hier:

Der Standard: Welche Hoffnungen im Aktionstag Bildung stecken und Wo die größten Baustellen im Schulsystem liegen
Ö1-Abendjournal: Unabhängige Lehrergewerkschaft warnt vor Bildungsmisere
ORF ZIB 17:00: Pensionisten-sollen-Lehrermangel-ausgleichen
ORF ZIB-3: Grünbichler (Lehrergewerkschaft) zum Aktionstag Bildung 

Einen Auszug aus unseren Redebeiträgen gibt es hier.