Wien OTS: Österreichs Schulen sind für ihre Öffnung nach den Winterferien nicht ausreichend vorbereitet. Der Mikrobiologe Ulrich Elling von der ÖAW meinte kürzlich: „Wenn sich die Kinder in der Schule treffen, zündet Omikron durch. Bei diesem kurzen seriellen Intervall müsste man jeden Tag einen PCR-Test machen.“ An den meisten Schulen gibt es nur einmal pro Woche diese Testmöglichkeit. Michael Wagner hält die Öffnung der Schulen ohne dreimaliges PCR-Testen für verantwortungslos. Es zeichnet sich ab, dass offene Schulen zu einem „mass disabling event“ führen, viele Menschen werden unter langfristigen Beeinträchtigungen durch Long Covid leiden. Die Unabhängige Lehrer*innenvertretung ÖLI-UG fordert die Bildungsverantwortlichen auf, Maßnahmen für gesicherten Unterricht zu setzen.

Die ÖLI-UG fordert seit Beginn der Pandemie sichere Schulen (Luftfilter, mind. drei PCR-Testungen, …). Welche Maßnahmen wurden bisher zum Schutz der Schüler- und Lehrer*innen umgesetzt? Ausschließlich in Wien gibt es die Möglichkeit PCR-Tests drei Mal pro Woche durchzuführen. Luftfilter in Schulen gibt es nur vereinzelt.

Die Omikron-Variante verbreitet sich so schnell, wie keine Variante zuvor. Wie hoch müssen die Erkrankungszahlen steigen? Hinter diesen Zahlen stecken viele Einzelschicksale.
Viele Lehrer*innen werden erkranken – Unterricht erfordert jedoch gesunde Pädagog*innen und Schüler*innen! Sollten nicht umgehend Maßnahmen gesetzt werden, drohen Klassen- und Schulschließungen, auch Distance Learning ist bei vielen Krankenständen nicht mehr möglich.

Was man bisher weiß: Auch mit Boostern werden etwa 50% der Lehrpersonen symptomatisch erkranken und ausfallen [1]. Leider sind symptomatisch Erkrankte stark gefährdet Long-COVID (LC) zu entwickeln. Dasselbe gilt für 2-fach geimpfte Schüler*innen und noch viel mehr für Nichtgeimpfte. Auch die Mehrheit der Schüler*innen wird symptomatisch erkranken, wenn keine Eindämmungsmaßnahmen gesetzt werden.

Der US-amerikanische Immunologe Anthony Fauci geht in einem Fernsehinterview davon aus, dass 10‑30% der symptomatisch Erkrankten LC entwickeln [2]. Wenn die Hälfte der Lehrkräfte infiziert wird, würde Long Covid 5-15% der Lehrpersonen betreffen. COVID hinterlässt neurologische Spuren und bei manchen wird COVID langwierige gesundheitliche Folgen haben, dabei entwickeln 1 von 3 Personen Fatigue und 1 von 5 kognitive Probleme [3]. Lehrpersonen fallen nicht nur kurz aus, es gibt möglicherweise bleibende Schäden. Diese Krankheitslasten sind niemandem zumutbar, auch nicht den Kindern, die auf Dauer betrachtet sogar die höchste Morbidität aufweisen [4].

Das kann keine Gesellschaft, kein Bildungsministerium, kein Gesundheitsministerium, keine Bildungsdirektion, keine Lehrergewerkschaft so akzeptieren. Am 10.1.2022 soll wieder Unterricht
stattfinden. Wir fragen:

In welcher Form? Unter welchen Bedingungen?

Österreichs Lehrer*innen haben sich Antworten auf diese Fragen und verantwortungsbewusste Maßnahmen verdient. Sonst sind bei steigenden Ansteckungszahlen im Schulbereich alle Bildungsverantwortlichen für die beschriebenen Folgen verantwortlich.

Österreichs Lehrkräfte und Schüler*innen sind keine Proband*innen für die Feldforschung von Pandemie- und Durchseuchungsszenarien! Wir fordern Taten!

Für die ÖLI-UG-Lehrer*innenvertretung: die Vorsitzenden
Claudia Astner, Landeslehrerin, astner@oeli-ug.at
Hannes Grünbichler, Bundeslehrer, gruenbichler@oeli-ug.at

Referenzen:

[1] https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/1044481/Technical-Briefing-31-Dec-2021-Omicron_severity_update.pdf,
S.11f

[2] https://t.co/yMQkmPvuqn

[3] https://doi.org/10.1016/j.bbi.2021.12.020

[4] https://doi.org/10.1016/j.jclinepi.2021.10.018