Information zum neuen Dienstrecht für
Lehrer/innen

 

Manfred Sparr

 

Die Lehrer/innen als Schulexperten sind davon überzeugt, dass die Regierung mit dem neuen Dienstrecht eine
große Chance für eine zukunftsfähige Bildungsreform verspielt. Sie missbraucht den neuen Kollektivertrag als Sparpaket. Und sie nimmt die zu erwartenden negativen Folgen für das öffentliche
Bildungswesen verantwortungslos in Kauf. Die dringend erforderliche Modernisierung des österreichischen Bildungswesens wird auf Jahre hinaus verhindert. Deshalb müssen die Lehrer/innen alles
Machbare dagegen unternehmen.

Betroffen ist die gesamte Gesellschaft!

Das neue Dienstrecht für Lehrer/innen wird zu deutlichen Qualitätseinbußen im öffentlichen Schulwesen
führen. Trotzdem wird es, wenn es nach dem Willen der jetzigen Koalitionsverhandler  geht, am 17. 12. 2013 im Nationalrat beschlossen werden.

 

Die Qualität der österreichischen Schulen wird spürbar
sinken

 

Weniger Lehrer/innen betreuen mehr
Schüler/innen

Statt mehr Lehrer/innen werden es jährlich immer weniger werden (ca. 12.000), die mehr Stunden
unterrichten müssen, durchschnittlich 60 Schüler/innen zusätzlich betreuen sollten und bei Bedarf an allen Schultypen auch für fach-fremden Unterricht eingeteilt werden können.

Keine Unterstützung der Schüler/innen durch professionelles
Supportpersonal

Laut einer Studie der OECD (TALIS) sind Österreichs Schulen bezüglich Supportpersonal Schlusslicht. Für
den OECD-Schnitt wären 13.500 zusätzliche Personen erforderlich, wie pädagogische Unterstützungskräfte (Psychologen, Sozialarbeiter, Logopäden, Freizeitpädagogen etc.) und administratives
Support-personal (Administratoren, Sekretariatskräfte etc.). Nach langen Verhandlungen wurden 2.000 „zugesagt“, das ist aber deutlich zu wenig! Diese wichtigen Aufgaben müssen zukünftig von der
Schulleitung an Lehrer/innen verteilt werden, die aufgrund der deutlich höheren Unterrichtsverpflichtung keine freien Zeitressourcen mehr haben. Dass dafür keine finanzielle Abgeltung vorgesehen
ist, soll hier nur noch vollständigkeitshalber erwähnt werden.

Weniger Zeit für beste Vor- und Nachbereitung und
Individualisierung des Unterrichts

Je nach Fach und Schultyp müssen die Lehrer/innen deutlich mehr Stunden unterrichten (bis 28%). Dazu
kommen zunehmend administrative Aufgaben, Schulentwicklung, Betreuung der Schüler/innen außerhalb des Unterrichts, Projektwochen, Projekte usw. Es bleibt gezwungenermaßen weniger Zeit für eine
hochwertige und anspruchsvolle Vor- und Nachbereitung und Individualisierung des Unterrichts.

Lehrberuf wird unattraktiv. Aber unsere Kinder bräuchten die
„Besten der Besten“ als Lehrer/innen

Statt einem fairen Gehalt (höherer Anfangsbezug und mindestens gleich hohe Lebensverdienstsumme) für alle
Lehrer/innen, egal in welchem Schultyp sie unterrichten, werden vor allem Volksschullehrer/innen, aber auch Lehrer/innen in der Neuen Mittelschule im Vergleich zu Lehrer/innen in der Oberstufe
(AHS und BMHS) bis zu € 792,- weniger pro Monat verdienen. Das Anfangsgehalt und die Lebensverdienstsumme werden für viele deutlich geringer ausfallen.

Die höhere, größtenteils doppelt so lange Ausbildung (Master für alle), wird in der neuen Gehaltstabelle
nicht berücksichtigt.  

Bisher unterrichteten die jungen Lehrer/innen im ersten Dienstjahr nur wenige Stunden pro Woche und wurden
die restliche Zeit von zwei erfahrenen Lehrer/innen optimal betreut. Nach neuem Dienstrecht müssen die Neueinsteiger/innen neben einer vollen Unterrichtsverpflichtung noch ein Masterstudium
absolvieren. Die für junge Lehrer/innen so wertvolle Betreuung durch praxiserfahrene Kolleg/innen wird stark reduziert.

Wesentlicher Bereich unberücksichtigt

Die Kindergartenpädagog/innen werden im neuen Dienstrecht nicht berücksichtigt. Sie leisten aber mit ihrer
Arbeit einen wesentlichen Beitrag für den zukünftigen Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen. Sie sind ein bedeutender Bereich des Bildungssystems und müssen zukünftig gleichberechtigte
Partner sein.  

Neues Dienstrecht ist ein Sparpaket

Die obigen Ausführungen entsprechen den wesentlichen Eckpunkten des neuen Dienstrechtes. Sie
verdeutlichen, dass der Regierung nicht die Verbesserung der pädagogischen Situation für die Schüler/innen und die Eltern an den Schulen am Herzen liegt, sondern ihr die Reduzierung der
Investitionen in das österreichische Bildungswesen wichtiger ist.