Hans Holländer (1932-2017) beschäftigte sich über Jahre als Kunsthistoriker mit der Geschichte des Schachspiels wie auch mit dem Thema Labyrinth. Er kannte nicht nur das Standardwerk Labyrinthe (1982) von
Herman Kern und viele andere Literatur, sondern eben auch Objekte der Kunst wie das Bild Labyrinth (1991) von Rudolf Hausner. Intensiv beschäftigte er sich jedoch mit Paul Wunderlich und dessen
Minotaurus bzw. Labyrinth-Interpretationen.

 

Mit dem vorliegenden Buch liegen sieben Essays von Holländer vor, die aus unterschiedlichen Zeiten stammen und um die beiden Themen Schach und Labyrinth kreisen und folgende Titel haben: Chaos
(2012), Widerlegung des Matterhorns (2005), Hirnwelten (2009), Stadtperspektiven (2013), Schachlabyrinthe (2009), Wasser im Berg (2016) und Magische Felder (2014).

 

Holländer fragt sich an einer Stelle, ob es nicht sinnvoller sein kann Unordnung herzustellen als Ordnung. Er bietet eine große Anzahl an Denk-Impulsen. Diese selbst weiterzudenken, sich zu
verlaufen und am Ende zu sehen, dass der Weg doch eine Linie ist, ist das Interessante an diesem Buch.

 

Bemerkenswert finde ich, dass Ariadnes Faden keine Rolle spielt. Dieser Aspekt wird nicht aufgerollt und entwickelt. Damit fehlt eine wesentliche und somit wichtige labyrinthische Sichtweise.
Perspektivenverschiebungen sind ein Charakteristikum eines Labyrinths, wenn es entdeckt wird. Doch das Buch wird dem Titel gerecht, da es heißt: Arbeit am Labyrinth. Das Labyrinth zu erforschen
ist ein nie abgeschlossener Prozess. Holländer wurde jedenfalls mit seinen Essays dem Labyrinth gerecht, indem er maximale Denk-Umwege ging.

 

Im Nachwort schreibt G.H.H., dass Holländer das Labyrinth als eine Arbeit am Anderen verstand und es ging „daher um eine säkulare Theorie der Inspiration, die sich dann einstellt, wenn zufällige
Merkmale zurücktreten.“

 

Dieses Buch ist nicht für den Unterricht gedacht, sondern richtet sich an Hans Holländer Fans und Interessierte sowie an all jene mit Vorliebe für Denkarbeit. Diesen sei es empfohlen – doch
Achtung: Es kann für manche Leser*innen auch zum Irrgarten werden.

Für Interessierte an anderen Labyrinth-Perspektiven empfehle ich:

Ursymbol Labyrinth TÁ PU ÀT von Li Shalima, 2015 ISBN: 978-3-939623-52-6

Erzähl mir Labyrinth von Agnes Barmettler, Regula Farner, Ursula Knecht, Caroline Krüger, Zita Küng, Katherina Morf, Rosmarie Schmid, 2011; ISBN: 978-3-939623-33-5

 

 

Hans Holländer: Arbeit am Labyrinth

Kartoniert / Broschiert

ISBN-13: 9783854495260

141 Seiten

Sonderzahl 2019

€ 18,-

 

Coverbild:
https://www.jpc.de/jpcng/books/detail/-/art/hans-hollaender-arbeit-am-labyrinth/hnum/9267185

 

Jänner 2020

 

Rezension: Ilse M. Seifried

http://www.i-m-seifried.at

http://www.das-labyrinth.at