… was über die Einführung separater Deutschklassen in der von Bildungsminister Heinz Faßmann vorgelegte Regierungsvorlage zum „Bundesgesetz, mit dem das SchOG, ….., das SchUG und
das Schulpflichtgesetz 1985 geändert werden“, steht, hat – naiv ist, wer etwas anderes erwartet hat – mit dem Hamburger Modell reichlich wenig zu tun.
Eine lesenswerte Vergleichsanalyse skizziert Ursula Neumann, Erziehungswissenschafterin an der Universität Hamburg, Expertin für „Interkulturelle Bildung“ und bis 2002 Ausländerbeauftragte für
Hamburg, im Gespräch mit dem STANDARD („Deutschklassen: Wie es Hamburg macht“).
Hamburg ermittelt bereits mit viereinhalb Jahren das Sprachniveau der Kinder. Ist es für dieses Alter nicht ausreichend, sind verpflichtende Fördermaßnahmen vorgesehen. Hat ein Kind trotz den
Förderungen mit Schuleintritt immer noch Probleme mit der deutschen Sprache hat, erhält es Förderunterricht. Die Schule erhält dafür die notwendigen Lehrerstunden und kann selbst bestimmen, wie
die Förderung erfolgen soll.
Auch die „internationalen Vorbereitungsklassen“ unterscheiden sich von der Österreichischen Lösung. In Hamburg sind sie nur für Kinder, die aus Staaten nach Hamburg ziehen, in denen nicht Deutsch
gesprochen wird. Zusätzlich wird für diese Schüler/innen vor und nach der Schule, manchmal auch parallel, zusätzlicher Förderunterricht angeboten. Und ab der dritten Klasse Volksschule
gilt ein eigener Lehrplan. Ein Wechsel in die Regelklassen ist bei entsprechendem Lernfortschritt jederzeit möglich.
Und Neumann weiter: „Man müsste mehr unterscheiden zwischen dem, was wichtig ist für Kinder, die neu in Österreich sind und noch nie Berührung mit dem Deutschen hatten, und jenen, die
mehrsprachig aufwachsen und deshalb vielleicht Förderbedarf haben.“ Während für Erstere Extraklassen vorübergehend hilfreich seien könnten, sei für Letzere eine solche Segregation
schlecht.

Dass die Auswahl der Kinder, die in separaten Klassen Deutsch lernen sollen, mit standardisierten Testverfahren erfolgen soll, gefällt der Wissenschafterin. Allerdings: „Die gibt es nicht.
Und dafür braucht es eine mindestens zehnjährige Entwicklungszeit.“ (der.Standard.at)

ms