Nicht im KREIDEKREIS, aber in der Kleinen Zeitung hat Bildungsminister Polaschek recht ungehalten auf die Frage des Journalisten, ob „Politiker gerade jetzt, wo mehrere Viren und Krankheiten für überfüllte Spitäler sorgen“, auch vernünftige Überlegungen anstellen und über angemessene Maßnahmen in den Schulen nachdenken sollten, akademisch versiert reagiert: „Ich finde Ihre Frage – bei allem Respekt – nicht passend.“ Anscheinend zweifelt er daran, dass pädagogische Räume auch Orte der Virenübertragung sind. Das ganze Interview gibt es hier und die Verweise auf wissenschaftliche Fakten hier, hier, hier, hier und hier.

Während der Bildungsminister/Wissenschaftsminister immer wieder durch „Alternative Facts“ in Interviews auffällt, fließen die Fakten — die also längst wissenschaftlicher Konsens sind — in eine eigene „Schullüftungs“norm ein. Hier zeigt sich einmal mehr sein Verständnis für Wissenschaft.

Gemäß ENTWURF ÖNORM H 6039:2022-10 steht gute Raumluftqualität im Schulbau für:

— Verbesserung der Luftqualität (z. B. CO2, flüchtige organische Verbindungen (VOC)) und dadurch
höheres Konzentrationsvermögen und dadurch höhere Lernerfolge,
Verbesserung der Behaglichkeit (z. B. Raumluftfeuchte, thermisch, akustisch) und damit
— verbesserte Komfortbedingungen für die anwesenden Personen,
— Verringerung des Eintrages von Luftschadstoffen (z. B. Feinstaub, Allergene, Mikroorganismen)
und damit
— Verringerung der Konzentration von virusbelasteten Aerosolpartikeln (z. B. SARS-CoV-2, Grippeviren),
geringere Infektionsgefahr (z. B. Viren, Bakterien),
reduzierte Belastung der Gesundheit,

mit allen damit zusammenhängenden volkswirtschaftlichen Aspekten.

ABER
„Sowohl im Neubau als auch im sanierten und unsanierten Altbau zeigen Messungen, dass eine natürliche Lüftung allein in der Regel nicht ausreichend ist, um während der Nutzungszeiten die hygienisch erforderliche Innenraumluftqualität […] sicherzustellen“

heißt es im Allgemeinen Teil, der eine Zusammenfassung des wissenschaftlichen Kentnisstandes ist. Für die erforderliche Innenraumluftqualität soll demzufolge ein gleitender Mittelwert von 1000 ppm CO2 gelten. Dieser Wert hält seit 150 Jahren. Diese CO2-Konzentrationen müssen aber auch gemessen werden, damit die richtigen Maßnahmen getroffen werden können.

Also fassen wir zusammen: Die Luft in pädagogischen Räumen ist so schlecht, dass sie mehr krank macht als sie zu einer gesunden Lernumgebung beiträgt. Wir wissen, dass sie verbessert gehört und das wissen wir jedenfalls seit 2008 (Veröffentlichung der Studie LUKI – LUft und KInder).


Warum bleibt der Herr Minister untätig oder weiß er wirklich nicht, was er verbessern kann? Dann wäre die Frage zu stellen, ob er der richtige Mann am Platz ist: Denn ein Bildungsminister sollte sich für eine förderliche Lernumgebung einsetzen.